Blick in die Ausstellung „Shared History“ im Landtag des Saarlandes © Foto: Tanja Block
2021 ist das Aktionsjahr der Initiative 1700 Jahre jüdisches Leben im deutschsprachigen Raum. Im Saarland sorgt diese Jährung für ein doppeltes Jubiläum, denn nach dem Freiheitsbrief des Grafen Johann I. aus dem Jahr 1320, ist das Leben von Jüdinnen und Juden auf saarländischem Boden seit genau 700 Jahren nachgewiesen. Zur Feier der Jubiläen zeigt die Initiative „Kunst im Landtag“ Teile der Ausstellung „Shared History“ des Leo Baeck Institutes New York – Berlin, die zuvor im Deutschen Bundestag in Berlin ausgestellt wurde. Bei der Vernissage am 14.9. betonte Landtagspräsident Stephan Toscani die Verwobenheit der jüdischen und deutschen Kultur und Geschichte – obwohl dies heute in Alltagsangelegenheiten wie unserer Sprache (z.B. bei Begriffen von A wie „Abzocke“ bis Z wie „Zoff“) nicht allen Menschen bewusst sei. Auch der ehemalige israelische Botschafter Shimon Stein, der außerdem Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des Leo Beack Institute New York – Berlin ist, stimmte in seinem Video-Grußwort zu: Allein die Unterscheidung in Deutsche und Jüdinnen / Juden mache keinen Sinn, da die gemeinsame Geschichte nicht nur eine der Gleichzeitigkeit, sondern auch der Verwobenheit sei. Diesen Gedanken greift der Titel der Ausstellung auf: eine geteilte Geschichte.
Zur Ausstellung
Besucher:innen der Ausstellung finden sich einem in mehrfacher Hinsicht interessanten Konzept gegenüber: Mit Ausnahme einer Überblickstafel zum besseren Verständnis, erfolgt das Nachzeichnen der langen deutsch-jüdischen Geschichte nicht in chronologischer Reihenfolge. Statt sich wie bei einer geordneten Zeitreise durch die Jahrhunderte zu bewegen, gliedern bestimmte Themenfelder die Ausstellung: Unter Oberbegriffen wie Migration, Exil, Verfolgung, aber auch Errungenschaften und Resilienz leiten mehr oder weniger alltägliche Gegenstände von einer Tafel zur nächsten. Vom rituellen Gewürzturm über Heinrich Heines Opernglas bis zur Landkarte des zwölfjährigen Fritz, der die Flucht von der alten in die neue Heimat in Südamerika aufzeichnete. Zudem sollen die Schautafeln nur einen Anreiz bieten, um sich selbst tiefgründiger zu informieren. An vielen Stellen sind QR-Codes integriert, die mit dem Smartphone fotografiert werden können, um zu ergänzenden Informationen im Netz weitergeleitet zu werden. Dort ist die Ausstellung übrigens auch für digitale Besucher:innen in Gänze betrachtbar: die einzelnen Objekte werden nach und nach vorgestellt, Zeitleisten, Karten und Themenseiten helfen bei der Vermittlung. Sogar ein viruteller Rundgang ist möglich.
Wer einen realen Rundgang bevorzugt, hat dazu in Saarbrücken noch bis zum 8.10. die Möglichkeit. „Shared History“ gastiert im Foyer des Saarländischen Landtags, der Mo – Do von 8 – 17 Uhr und freitags von 8 – 14 Uhr geöffnet ist. Es gelten die 3G-Regeln und das Tragen einer Maske ist obligatorisch.
Tanja Block
Weitere Informationen: www.sharedhistoryproject.org