Penderecki Bartosz Koziak // Copyright: Bartosz Koziak
Leidenschaft und Trauerton
Krzystof Penderecki bei der Deutschen Radio Philharmonie
von Friedrich Spangemacher
Der große Altmeister der polnischen Musik, Krzystof Penderecki, war jetzt zu Gast bei der Deutschen Radio Philharmonie, wo in einer Soirée zwei seiner Werke und die 9. Sinfonie vom Dmitrij Schostakowitsch auf dem Programm standen. Penderecki selbst dirigierte sein „Adagio“ aus der dritten Sinfonie und Schostakowitschs Sinfonie, die wenige Monate nach Kriegesende, im Sommer 1945 entstand. Das Orchester hing an seinen eher spärlichen Gesten und Blicken, und es ließ den Trauerton, aber auch die ganz Leidenschaftlichkeit dieses Adagios zu einem großen Erlebnis werden. Schostakowitschs Sinfonie, ihr grotesker Ton, das Spielerisch-Lebhafte, aber auch das Motorische machte die Aufführung zu einem fabelhaften Erlebnis. Es war wie eine Geschichte, die hier erzählt wurde. Die Zuhörer waren entzückt, und man fühlte sich teils an die Welt von „Peter und der Wolf“ erinnert.
Große Spiellaune bei der verkappten Kritik an Stalin
Das Ganze geriet äußerst musikantisch, mit herrlichen Solopassagen für Fagott, Piccoloflöte und Violine, Penderecki forderte große Spiellaune heraus und machte diese Sinfonie, die eine verkappte Kritik an Stalin war, zu einem zeitlosen und zugleich unterhaltsamen Werk. Er selbst am Pult hatte viel Spaß. Im zweiten Teil stand dann das zweite Violinkonzert von Penderecki auf dem Programm, geschrieben einstmals für Anne Sophie Mutter. Den Dirigierjob übernahm sein Assient Maciej Tworek, der Meister selbst saß im Publikum. Solistin war die koreanische Geigerin Ye-Eun Choi, die die enormen Schwierigkeiten dieses teils lebhaften, teils tragischen Konzerts mit Bravour meisterte – sehr oft in den höchsten Lagen, als ob der Komponist die Grenzen nach oben immer neu ausloten wollte.