Galerie und Hauptraum des Ikonenmuseum Frankfurt, 2021 © lumenphoto.de
(red.) Nach über einjähriger Umbau- und Renovierungsphase wartet das Ikonenmuseum in Frankfurt am Main mit gänzlich neuer Ausstellungsarchitektur und inhaltlicher Neukonzeption auf die Wiedereröffnung. Unter der Direktion von Prof. Matthias Wagner K und der kuratorischen Leitung von Dr. des. Konstanze Runge, die seit September 2019 die Position ausübt, rückt das Museum das Verhältnis zwischen Menschen und Ikonen in das Zentrum seiner komplett erneuerten Ausstellung.
Frankfurts Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig überzeugt die Umsetzung des neuen Museumskonzepts: „Zum ersten Mal seit seiner Eröffnung vor 30 Jahren hat das Ikonenmuseum eine derart umfangreiche Modernisierung erfahren. Es wurde baulich, inhaltlich und digital auf den neuesten Stand gebracht und runderneuert. Mit seinem neuen Präsentations- und Raumkonzept stellt es nicht nur eine Bereicherung für die Frankfurter Museumslandschaft dar, sondern unterstützt auch die Verständigung in unserer multikulturellen Stadt.“
Das neue Ausstellungskonzept
Die Ausstellungsfläche konnte durch die Einbeziehung des Foyers deutlich erweitert werden. Damit bildet das Foyer sowohl in räumlicher als auch in inhaltlicher Hinsicht den Ausgangspunkt für die neue Dauerausstellung. Hier werden der Ursprung, die Verbreitung und die vielfältige Materialität und Bildsprache von Ikonen anschaulich vermittelt. Auf diese einführende Ebene folgt der Hauptraum, in dem ein tieferes Eintauchen in die Welt der Ikonen ermöglicht wird. Dies geschieht zum einen über den Aspekt der Bedeutung und Funktion der Ikonen im kirchlichen wie auch im häuslichen Raum und zum anderen über die erzählerische Inszenierung der Darstellungen des Lebens und der Passion von Jesus und Maria. Während der Hauptraum vorwiegend dem Auftreten der Ikonen im kirchlichen Kontext gewidmet ist, wird die Empore von einer intimen Atmosphäre des Privaten beherrscht. Hier begegnen die Besucher:innen einer Vielzahl an Heiligen, wie etwa dem besonders verehrten heiligen Nikolaus oder dem heiligen Georg. Die 130 ausgewählten Ikonen und religiösen Objekte erscheinen nach umfassender Konservierung und Restaurierung in ganz neuem Glanz. Dabei wurden die besonders charakteristischen Spuren des Gebrauchs als Zeichen der Beziehung zwischen Menschen und ihren Ikonen behutsam erhalten. Die Ikonen werden weitestgehend glaslos und auf Augenhöhe präsentiert. Besonders wertvolle Ikonen, Metallikonen und kleinteilige Objekte sind durch Glas und Hauben geschützt.
„Mit dem neuen Museumskonzept möchten wir unseren Besucher:innen die Menschen hinter den Ikonen näherbringen und ein ganz neues Erleben der religiösen Kunstwerke ermöglichen. Die von Dr. Jörgen Schmidt-Voigt begründete und um zahlreiche, exzellente Leihgaben wie insbesondere 84 post-byzantinische Ikonen aus der Skulpturensammlung und dem Museum für Byzantinische Kunst Berlin erweiterte Sammlung gibt uns allen Möglichkeiten an die Hand, die beeindruckende Vielfalt und Faszination orthodoxer Bildwelten von Russland, Griechenland und Rumänien bis nach Ägypten und Äthiopien einem breitgefächerten wie internationalen Publikum zu erschließen. Die Zeitlosigkeit der Ikonen wird durch die moderne Architektur unterstrichen. Bei einem Besuch in unserem neugestalteten Museum können Sie sich davon überzeugen, dass Ikonen auch heute eine Menge zu erzählen haben und uns vor allem viel über die Menschen mitteilen, die sie fertigen, verehren oder sammeln“, erläutert die kuratorische Leitung Dr. des. Konstanze Runge ihr Konzept.
„Bilder waren nie allein Sache der Religion, sondern immer auch Sache der Gesellschaft, welche sich in und mit der Religion darstellte“, schrieb der Kunsthistoriker Hans Belting in seinem Buch Bild und Kult. Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst. „Die damit ausgelöste kontroverse Debatte über religiöse und ästhetische Erfahrungen erfährt mit der Neukonzeption des Ikonenmuseums in Frankfurt am Main eine aktuelle und gewichtige Auseinandersetzung“, so Prof. Matthias Wagner K. Und weiter: „Die von Konstanze Runge und ihrer Assistentin Simone Seyboldt entwickelte Konzeption ermöglicht ein Verständnis der Besucher:innen für die Stellung des religiösen Bildes im kunst- und kulturhistorischen Zusammenhang wie auch einen Zugang zu dessen Bedeutung und Anwendung im religiösen Leben von Menschen – was die Verbindung mit dem Museum Angewandte Kunst erklärt.“
Wann das Museum nun wiedereröffnen kann, ist abhängig von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.