Mit »Fellow Travellers« öffnen wir im ZKM einen vielstimmigen und dynamischen Ausstellungsraum, in dem Künstler:innen, Wissenschaftler:innen, Communities und Bürger:innen zusammenarbeiten und voneinander lernen können. Gemeinsam wollen wir neue, konkrete Möglichkeiten finden, um unser planetares Zusammenleben zu gestalten.
Die Menschheitsgeschichte zeugt von unserer Fähigkeit, zu kooperieren und Bemerkenswertes zu erreichen. Allerdings ist es uns auch gelungen, Wirtschafts- und Machtstrukturen aufzubauen, die die Erde heute so drastisch aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Es scheint, dass wir am Rande des Zusammenbruchs stehen, ausgelöst durch die Auswirkungen des rasanten technischen Fortschritts. Die Probleme in den Bereichen Klima, Wirtschaft, regionale Konflikte, kulturelle Identität, Migrationsströme und Ressourcenknappheit müssen dringend angegangen werden. Künstliche Intelligenz, Quantencomputer, Biowissenschaften, Robotik und Technologie stellen uns ebenfalls vor enorme Herausforderungen.
Bislang ist es uns nicht gelungen, eine alternative Gesellschaftsform zu verwirklichen, die unsere Welt wieder ins Gleichgewicht bringen könnte. Doch auch wenn große alternative Utopien wie der Kommunismus gescheitert sind, teilen die meisten Menschen die Ideale einer gerechten Gesellschaft. Diese intellektuellen Weggefährten oder „Fellow Travellers“, wie sie im 20. Jahrhundert genannt wurden, gibt es auch heute noch. Allerdings basiert diese Art von Gemeinschaft nicht mehr auf einer politischen Doktrin, sondern auf dem Ziel, eine lebenswerte Kultur und Umwelt zu schaffen. Überall auf der Welt nutzen Künstler:innen und Aktivist:innen in ihrem Alltag und auf lokaler Ebene technische Hilfsmittel, um die Welt um sie herum zu verändern. Die geografische Lage spielt dabei immer weniger eine Rolle für die kollektive Handlungsfähigkeit. Es sollte nun möglich sein, ein wachsendes Netzwerk dieser vielfältigen Projekte aufzubauen, das über die traditionellen Machtzentren hinaus Ideen austauscht, generiert und umsetzt.
Die Kunst der Moderne basierte auf dem Wunsch, die Welt zu verändern, aber die Einflüsse von Märkten und Museen haben sie immer wieder auf „Kunst um der Kunst willen“ reduziert. Während sozial und politisch engagierte Kunst oft kritisch und herausfordernd war, sollten wir uns jetzt mit tatsächlicher praktischer Veränderung befassen.
Die Ausstellung »Fellow Travellers« im ZKM will diesen Geist aufgreifen und weiterführen. Die gezeigten künstlerischen Projekte präsentieren nicht nur Ideen oder zeigen Probleme auf. Sie alle streben danach, die Traditionen der Repräsentation zu überwinden und in Aktion zu treten, indem sie ihr Umfeld aktiv gestalten. In einer Zeit, in der wir um die Zukunft fürchten, geben uns diese Projekte und ihre Geschichten Hoffnung und Inspiration. Dabei ist die Ausstellung nicht als statische Präsentation konzipiert, sondern soll auch außerhalb des Museums wirken – als Labor, in dem Ideen und Werkzeuge ausgetauscht werden und neue Projekte wachsen und ergänzt werden können: ein Bienenstock von Taktiken und Techniken zur Veränderung der Welt.
Das Herzstück der Ausstellung ist das »Useum«: ein Ort, der von den Menschen genutzt werden kann, um diese Ideen und Projekte miteinander zu verbinden und neue Lösungen zu entwickeln. Ein Ort, wo wir die Probleme, die uns lokal betreffen, im Austausch mit anderen aktiven Gemeinschaften rund um den Globus angehen können. Es ist ein Ort des gemeinsamen Schaffens und Handelns.