Blick auf die Corniche, den schönsten Balkon Europas © Nicole Basronsky-Ottmann
Luxemburg ist eine Stadt mit vielen Gesichtern, je nachdem von welcher Seite man sich ihr nähert. Kommt man aus Richtung Deutschland, über die Autobahn, dann führt der Weg über den Kirchberg, der moderne, europäische Teil von Luxemburg. Denn hier haben sich zahlreiche Banken, aber auch die europäischen Institutionen und Behörden niedergelassen, wie der Europäische Gerichtshof, der Europäische Rechnungshof und Teile des Generalsekretariats des Europäischen Parlaments. Vor allem die Banken haben ihre Gebäude von bekannten Architekten errichten lassen, darunter Richard Meier oder Gottfried Böhm, oft ergänzt mit Kunstwerken bekannter Bildhauer. Seit 2005 findet sich auch die beeindruckende Philharmonie auf dem Kirchberg, die von 823 weißen Säulen gerahmt wird und deren Grundriss die Form eines Auges hat. Direkt dahinter befindet sich seit 2006 das Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean (Mudam), das vom Architekten Ieoh Ming Pei entworfen wurde. Von hier aus geht es über die Großherzogin-Charlotte-Brücke („Rote Brücke“) in das Stadtzentrum.
Im Stadtzentrum wird es historisch. Hier lohnt sich ein Besuch der Kathedrale „Unserer lieben Frau“, liebevoll „Mariendom“ genannt. Grundsteinlegung war im Jahr 1613, das Bauwerk ist jedoch ein bemerkenswertes Beispiel der Spätgotik, mit Elementen und Verzierungen im Stil der Renaissance und des Frühbarock. Direkt hinter der Kathedrale findet sich die Place Clairefontaine mit dem Denkmal der beliebten Großherzogin Charlotte von Luxemburg. Von dort aus geht man durch die Rue du Fossé zum Place Guillaume II., dem „Knoedler“. Hier steht man vor dem imposanten Reiterstandbild von Wilhelm II., König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg, aber Mittwoch oder Samstag wird man ihn kaum sehen. Denn dann findet hier der beliebte Wochenmarkt statt. Vom „Knoedler“ aus sind es nur wenige Schritte zum Großherzoglichen Palais, dem architektonischen Wunderwerk aus der Spätgotik, der Renaissance und dem 19. Jahrhundert.
Einige Schritte hinter dem Palais findet sich die ehemalige Festung der Stadt. Bereits im Jahr 963 wurde auf dem „Bockfelsen“ eine Wehranlage errichtet, die immer weiter ausgebaut wurde. Im 19. Jahrhundert wurden die Festungen geschleift, teilweise gesprengt, aber die Corniche wurde erhalten. „Der schönste Balkon Europas“ verläuft auf den Wällen und entlang des Alzette-Tales. Der Weg zieht sich vom Bockfelsen bis zum unteren Teil der Heiliggeist-Zitadelle. Von dort aus gelangt man zu Fuß (oder mit einem Aufzug) in den Grund, das Dorf in der Stadt.
Das Viertel im Tal der Alzette war früher ein einfaches Handwerkerquartier, heute ist es ein gemütliches Vorzeigeviertel mit Blick von unten auf die Silhouette der Stadt. Seit im Jahr 2004 das ehemalige Gefängnis der Stadt, das in der einstigen Abtei Neumünster untergebracht war, umgebaut wurde, ist hier ein kulturelles Zentrum für Kunst und Musik entstanden. Aber auch die barocke Johanneskirche und das Nationalmuseum für Naturgeschichte laden zur Besichtigung ein.
In Luxemburg gibt es auch eine hervorragende Gastronomie. Hier eine kleine Auswahl:
Grand Café, 11 Place d’Armes, L-1136 Luxembourg, Tel. +3522627029
Accueil, Palais de Chine, 18-20 rue de l’eau, L-1449 Luxembourg, Tel. +352 26270292, www.palaisdechine.lu
Come Prima, 8 Avenue de la Faïencerie, L-1510 Luxembourg, Tel. +352 24 17 24, www.espaces-saveurs.lu
Nicole Baronsky-Ottman im OPUS Kulturmagazin 77 (Januar / Februar 2020)