Wichtige Weichenstellungen für die Zukunft des Weltkulturerbes: Rückblick 2021 — Ausblick 2022
Großausstellung THE WORLD OF MUSIC VIDEO zur Eröffnung bereit – Auch 6. UrbanArt Biennale® steht in den Startlöchern
2021 – ein abenteuerlicher Ritt für uns alle. Und von Beginn an hat es auch die Kultur immer wieder hart getroffen. Die Großausstellung „Mon Trésor“ im Weltkulturerbe, Eröffnungstermin November 2020, konnte wegen des Corona-Lockdowns erst im März 2021 reale Besucher:innen in der Gebläsehalle empfangen. Zum Glück haben sich online Hunderte Menschen weltweit und in der Großregion der Frage gestellt, was eigentlich ihr Schatz ist und entsprechende Fotos und Texte zugeschickt: So ist eine außergewöhnliche Galerie persönlicher Schätze entstanden, die weiterhin auf unserer Internetseite zu entdecken ist.
Trotz Corona wurden 2021 zahlreiche Neuerungen auf den Weg gebracht: Das neue Format des FUTURE LAB ging in der Erzhalle an den Start: die ersten sechs Monate in Kooperation mit der htw saar, die zweiten sechs Monate in Kooperation mit der HBK Saarbrücken. Ob Pflanzfabrik oder Wohnatelier: Die Einsätze überzeugten mit ihren Zukunftsbefragungen und Publikumsbeteiligungen – ob digital oder analog. Ebendort feierte auch das Freistil-Festival der Freien Szene Saar fulminant Premiere. Zehn Tage Theater, Performance und szenische Lesung in grenzüberschreitendem Format.
2021 war auch das Jahr des ersten Paradiesfestes zur Feier eines neuen Weges zu Ottmar Hörls Großskulptur „KingKong“. Neben zahlreichen Konzerten der HfM Saar war einer der unbestrittenen Höhepunkte der begeistert besuchte Theater-Parcours des Saarländischen Staatstheaters, der in einer musikalischen Premiere im Lichterzelt von und mit Martin Hennecke gipfelte.
Wichtige Weichenstellungen in 2021
Für den markanten und zeitgemäßen Außenauftritt des Weltkulturerbes wurde eine komplett neue Corporate Identity mit eigener Hausschrift sowie Wort- und Bildmarke entwickelt. Auch unseren Internetauftritt haben wir reloaded und auf den Stand des Smartphone-Zeitalters gebracht. Nun sind informative sowie üppig bebilderte Einsichten ebenso möglich wie Zeitfensterbuchungen.
Seit Frühjahr 2021 erscheint unsere Skyline im neuen Licht: Die energiesparende und umweltfreundliche Beleuchtung der Hochofengruppe erlaubt weithin sichtbar unterschiedliche nächtliche Licht-Inszenierungen unserer einzigartigen Eisenwerk-Szenerie. Die originalgetreue Restaurierung der Gebläsehalle und Verdichterhalle wurde im Frühherbst abgeschlossen. Nun präsentieren sich beide Hallen authentisch von sämtlichen Einbauten und Teppichböden befreit.
Auch hinter den Kulissen hat sich vieles getan: So hat das Weltkulturerbe einen Gesamtentwicklungsplan bis 2030 erstellt, der alle strategischen Ziele zum Erhalt und zur Erweiterung der Gesamtanlage zusammenfasst und deutliche Akzente auf Umweltschutz und eine nachhaltige touristische Weiterentwicklung legt.
„Trotz der Pandemie sind uns 2021 zahlreiche positive Weichenstellungen für eine erfolgreiche und nachhaltige Zukunft gelungen. Dazu gehört auch die gemeinsame Initiative der sieben deutschen Industriekultur-Welterbestätten zur Gründung einer Bundesstiftung industrielles Welterbe“, resümiert Generaldirektor Dr. Ralf Beil. „Jetzt freue ich mich insbesondere auf die Eröffnung unserer nächsten beiden großen Ausstellungsprojekte THE WORLD OF MUSIC VIDEO und die „6. UrbanArt Biennale® 2022“. Sie werden zeigen, welches kreative Potential der Ort in sich birgt.“
Trotz aller pandemiebedingten Unsicherheit gab es 2021 natürlich auch Beständigkeit, so in der Außenwahrnehmung: Die Völklinger Hütte zählt weiterhin zu den bedeutendsten Tourismusmagneten Deutschlands und erfreut sich internationaler Beachtung. Lonely Planet, der weltweite Reiseratgeber, listete die Völklinger Hütte unter die „ultimativen Reiseziele in Deutschland“. Terra X war 2021 erneut zu Besuch – diesmal für die Sendung „Deutschland in … der Industriellen Revolution“. Und die Ausstellung „1986. ZURÜCK IN DIE GEGENWART. Fotografien von Michael Kerstgens“ (noch zu sehen bis zum 6. Februar 2022) wurde vom Fachmagazin „Photonews“ zur Titelgeschichte gekürt.
Das Ausstellungsprogramm im Frühjahr/Sommer 2022
Am 22. Januar 2022 startet die Großausstellung THE WORLD OF MUSIC VIDEO, die das Gesamtkunstwerk des Musikvideos als ebenso faszinierende wie hybride Kunstform in den Blick nimmt. Es geht um musikalische wie filmkünstlerische Qualität, aber auch um brennende Inhalte: KI, Klimawandel, politische, psychische und physische Gewalt sowie Genderfragen aller Art. So entsteht ein in dieser Form noch nie realisiertes Panorama des Genres und der Kunstform mit mehr als 80 Musikvideos aus 30 Ländern. Die originalgetreu rekonstruierte Gebläsehalle samt Verdichterhalle, wird, von sämtlichen Einbauten und Teppichböden befreit, zum kongenialen Schauplatz der musikalischen Projektionen: Großleinwände von bis zu sieben Metern scheinen zwischen den riesigen Maschinen auf, Monitore leuchten in intimeren Nischen. Genügend Platz also zum Tanzen und zum Nachdenken über ein Schlüsselmedium der Kulturindustrie.
Am 1. Mai folgt dann bereits das nächste Großprojekt: die 6. UrbanArt Biennale®. Nach der Corona-bedingten Verschiebung wird nun dieses Jahr das gesamte Hüttenareal zum Dialog-Partner der Kunst, die sich aus Street Art und Graffiti entwickelt hat. Die Biennale ist eine der größten Werkschauen zur UrbanArt weltweit. Zahlreiche Arbeiten entstehen in situ im Weltkulturerbe speziell für ihren Ort in der Völklinger Hütte. Eine Besonderheit in diesem Jahr, in dem die Stadt um das Weltkulturerbe ihr 1200jähriges Bestehen feiert: Der UrbanArt-Parcours wird bis in die Stadt Völklingen hineinführen.Das Jahr 2021 im Weltkulturerbe Völklinger Hütte —
Ausgewählte Zitate und Pressestimmen
„Als die Völklinger Hütte 1994 in das Unesco-Weltkulturerbe der Menschheit aufgenommen wurde, war das nichts weniger als eine Sensation. […] Heute ist das Stahlwerk, in dem 1965 noch 17 000 Menschen arbeiteten, ein fantastischer Ort, um in die Industriegeschichte abzutauchen. […] Weltbekannt ist die Urban Art Biennale in der rostroten Möllerhalle, für die Künstler weltweit oft eigens Kunstwerke anfertigen.“ Lonely Planet: Ultimative Reiseziele Deutschland, 2021
„Ich bin Jason Paul, Parkour-Athlet, und bin heute bei einer der geilsten Locations aller Zeiten — hier im Saarland in der Völklinger Hütte.“
Jason Paul am Drehort im Oktober 2021, Newscut zur Parkour-Aktion
„Mit der Industrialisierung einher ging auch ein enormer Hunger auf Eisen und auf Stahl. Um die riesige Nachfrage zu bedienen, entstanden gigantische Bauwerke wie die Völklinger Hütte. Sie ist das weltweit einzig erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung. […]
Die Geschichte der Völklinger Hütte ist Teil einer Entwicklung, die sich in atemberaubender Geschwindigkeit abgespielt hat. Dampfkraft treibt Maschinen, Eisenbahnen verbinden Städte, Schwerindustrie entsteht. Innerhalb weniger Jahrzehnte werden Land und Leute buchstäblich in die Zukunft katapultiert.“
Mirko Drotschmann, ZDF, Terra X: Deutschland in … der Industriellen Revolution, 2021
„Was für ein Gigant! Von 1981 bis 1986 wurden hier an den sechs Hochöfen Stahl und Eisen für Deutschland und die Welt produziert […]. Was danach geschah, darf man aus heutiger Perspektive getrost als kleines Wunder feiern: Die Stahlstadt Völklingen entdeckte im Schließungs-Schicksal die Chance auf Erneuerung – durch Umwidmung des Standorts von der Industrieruine zum neu gedachten Kultur- und Naturparadies. […] Historische Filmaufnahmen erinnern an die Zeit, als hier noch malocht wurde. Heute zieht der neue Hüttenzauber, zu dem auch spannende Kunstprojekte und Ausstellungen beitragen, jährlich bis zu einer Viertelmillion Besucher an.“
Merian Scout, 200 x Saarland, November 2021
„Seit Ende April hängen seine [Michael Kerstgens] leeren Straßen, Spielplätze und Freizeitanlagen […] in der Völklinger Hütte im Saarland. Dass sie gerade dort hängen, macht Sinn. Denn auch für das Eisenwerk markierte das Jahr 1986 einen besonderen Einschnitt in seiner Geschichte: Es wurde nach über hundert Jahren stillgelegt. […] In den letzten Jahren wurde [im Weltkulturerbe Völklinger Hütte] zunehmend auch die Fotografie, als ein Medium des industriellen Zeitalters, in den Fokus gerückt […] Nun also sind es die 41 Kerstgens Bilder, die sich im Alu-Dibond-Großformat prächtig in das raue Ambiente der weitläufigen — ehemals für die Lagerung von Eisenerzen genutzten — Möllerhalle einfügen.“
Cornelia Ganitta, Photonews, Juni 2021, Titelgeschichte Michael Kerstgens