Arbeit von Leonard Schlöder, Foto © Eva-Maria Reuther
Die Trierer Galerie Junge Kunst zeigt Arbeiten von Leonard Schlöder
Er ist ein Umweltschützer ohne ein erklärter Aktivist zu sein. Leonard Schlöders Arbeiten, die derzeit in der Galerie Junge Kunst in Trier gezeigt werden, verweisen auf Zerstörung, allerdings ohne jegliches plattes Sendungsbewusstsein. Stattdessen setzen seine Arbeiten auf die Kraft der ästhetischen Erfahrung mittels einer zum Bild transformierten Natur. Schlöders Arbeiten befördern gleichermaßen die Reflektion über das Verhältnis von Kunst und Natur, wie über die Ambivalenz der Dinge und ihrer Erscheinungen. Im Werk des jungen Künstlers findet sich geradezu Immanuel Kants Feststellung bestätigt. „Die Kunst kann nur schön genannt werden, wenn wir uns bewusst sind, sie sei Kunst, und sie uns doch als Natur aussieht“, schreibt der Philosoph in seiner „Kritik der Urteilskraft“. Unter dem Titel „Consuming creatures“ präsentieren sich die Arbeiten des 1996 in Trier geborenen Künstlers, der an der Kunsthochschule in Mainz studierte, wo er auch derzeit lebt. Die titelgebenden konsumierenden Kreaturen sind in diesem Fall der Borkenkäfer und der Holzwurm. Dass ihre zerstörerischen Aktivitäten möglich sind, verschuldet eine andere solcher Kreaturen nämlich der Mensch, indem er ihnen durch Umweltzerstörung, eine hemmungslose Ausbeutung des Naturraums oder einen unsachgemäßen Umgang mit dem natürlichen Werkstoff Holz, erst die komfortablen Lebensbedingungen für ihr zerstörerisches Werk schafft. Borkenkäfer etwa benötigen ausgetrocknete Bäume als Habitat. In Leonard Schlöders Arbeiten werden die Aktivitäten der Schädlinge augenscheinlich und vernehmbar. In seinen plastischen Arbeiten aus Holz macht er die Fräsgänge des Borkenkäfers sichtbar. Entstanden sind dabei feinsinnige verräumlichte Zeichnungen, in deren strengen Raster sich eine komplexe Formenvielfalt auftut. Im multimedialen Holz-Objekt nebenan wird das Schmatzen und Klopfen des Holzwurms hörbar. In ihrer Auseinandersetzung mit der Kunstfähigkeit der Natur stehen Schlöders feinsinnige Arbeiten n einer langen kunstgeschichtlichen Tradition. Ihre Doppelbödigkeit macht sie fesselnd. Im zerstörerisch Schrecklichen wird man Schönheit gewahr. Eine Schönheit, die aus der Bedrohung der Natur kommt, sich als künstlerische Äußerung aber mittels der Phantasie des Künstlers längst aus ihren faktischen Verhältnissen gelöst hat. In diesem Sinn sind Leonhard Schröders Arbeiten auch Zeugnisse der Versöhnung von Kunst und Natur.
Eva-Maria Reuther
Ausstellung bis 26.10., Sa, So 14-17 Uhr und nach Vereinbarung, als Schaufenstergalerie täglich, junge-kunst-trier.de