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Ursprünge des Streiks in der antiken Welt

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Der sogenannte Turiner Streikpapyrus (pTurin 1880), 95 x 40,5 cm © Museo Egizio di Torino, Wikimedia Commons (CCO 1.0)

Von Ulf Scharrer

Deir el Medina, eine Handwerkersiedlung bei Luxor, Spätherbst 1155/4 v. Chr.: Die Arbeiter und Künstler in p3-dmj („das Dorf“), so der ägyptische Name Deir el Medinas, haben Hunger. Als hochspezialisierte Fachleute arbeiten sie im Auftrag Ramses III. an den Gräbern im Tal der Könige. Doch seit 18 Tagen bleibt der Lohn – v. a. Nahrung – aus. Was nun passiert, ist der weltweit erste kollektive Streik, der greifbar ist: „Die gesamte Mannschaft passierte die 5 Wachstationen der Nekropole und erreichte den rückwärtigen Teil von Pharaos Tempel. Die drei Vorgesetzten, der Stellvertreter und die beiden Ordnungskräfte machten sich auf, sie zu suchen. Sie saßen beim rückwärtigen Teil des Tempels“, heißt es im Turiner Streikpapyrus, einem „Notizbuch“ des örtlichen Schreibers Jmn-nḫt.

Der Streik hatte Erfolg, die Offiziellen vor Ort reagierten schnell: Am dritten Streiktag „kamen der Sekretär Hd-n, der Sekretär Hd-nht und die Priester des Tempels, um ihre Aussagen anzuhören. Sie berichteten ihnen, dass sie sich vor Hunger und Durst an jene gewandt hätten, denn es gebe weder Kleider noch Öl, weder Fisch noch Gemüse. Sie (die Offiziellen) sollten deswegen Pharao, ihrem (der Arbeiter) guten Herrn, und dem Wesir, ihrem Chef, schreiben, man solle für ihren Lebensunterhalt sorgen. Man stellte ihnen die Rationen des Monats noch am selben Tag zur Verfügung“, notiert Jmn-nḫt.

Damit waren Versorgungsengpässe und Streikaktionen zwar noch nicht beendet; sie zogen sich bis zum Frühling hin. Festzuhalten bleibt aber zweierlei: Die Arbeiter haben sich auf gemeinsame und koordinierte Arbeitsniederlegungen verständigt. Außerdem befanden die offiziellen Stellen vor Ort die Aktionen als berechtigt, denn es gibt – auch in ergänzenden Quellen – keinen Hinweis auf einen Versuch, den Streik niederzuschlagen.

Historisch schwieriger fassbar, doch von größerer Fernwirkung ist die erste „secessio plebis“ im frührepublikanischen Rom 494 v. Chr. Der römische Geschichtsschreiber Livius berichtet, auf den Befehl zum Ausrücken gegen die Äquer seien die Plebejer auf den Heiligen Berg unweit Roms gezogen: „Dort verhielten sie sich für einige Tage ohne Anführer ruhig in einem gemeinsamen Lager mit Wall und Graben, nahmen nichts als das Notwendige zum Leben, wurden nicht gereizt und reizten niemanden.“ Dieser „Auszug der Plebejer“ bedeutet nichts weniger als einen Generalstreik. Die Gründe waren wirtschaftlich wie politisch. Viele Plebejer waren in Schuldknechtschaft geraten; gerade wohlhabendere Plebejer forderten ihre Anerkennung als Bürger. Die adligen „Väter“ sandten Menenius, der mit dem bekannten Gleichnis vom Magen und den Gliedern die Plebejer zur Rückkehr überzeugte: Weil sie den faulen Magen nicht füttern wollten, beschlossen die Glieder, diesem keine Nahrung mehr zu liefern. Folge: „Jedes Glied, der ganze Körper wurden sehr krank.“ Interessant an diesem Bild: Die „Väter“ sind nicht mit Kopf oder Gehirn gleichgesetzt, sondern mit dem Magen, dessen Aufgabe nach antiker Medizin in der Verteilung von Nährstoffen bestand. Als Ergebnis, so Livius, bekamen die Plebejer ihre eigene Versammlung und zehn Volkstribunen mit dem Recht des Vetos gegen jegliche Anordnung. Bereits Theodor Mommsen verwies diesen Bericht in den Bereich der Sage, ebenso wie folgende „secessiones“. Erst der letzte „Auszug“ 287 v. Chr. ist historisch: Damit erzwangen die Plebejer die „Lex Hortensia“, womit u. a. Beschlüsse der Volksversammlung (plebiscita) bindend wurden.

Anders als der Streik der ägyptischen Arbeiter wurde die römische „secessio“ zum Vorbild des Generalstreiks.

Filed Under: Allgemein, Kulturleben

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