Das Mannheimer Nationaltheater © Christian Kleiner
Wenn Kulturhäuser eigene Internetseiten für ein Projekt einrichten, ist klar: Entweder geht es um viel Geld oder um viel Öffentlichkeit. Im Fall des Mannheimer Nationaltheaters um beides. Denn das Haus, das 1955 bis 1957 nach Plänen von Gerhard Weber entstand, muss dringend saniert werden. Immerhin: Es abzureißen, war nie wirklich Thema. Auch die Baukosten, die auf insgesamt 240 Millionen Euro geschätzt werden (hinzu kommen 12,5 Millionen für die Ersatzspielstätten), hat der Gemeinderat im Grundsatz längst durchgewunken. 120 Millionen Euro kommen auf die Stadt zu – der Bund will 80 Millionen Euro, das Land 40 Millionen Euro dazu geben.
Aber wann genau geht es dann los? In der Pressestelle des Nationaltheaters bleibt man zunächst vage: „Die Betriebserlaubnis für den Spielbetrieb im Spielhaus am Goetheplatz ist bis zum 31. Dezember 2022 befristet“, teilt Sprecher Maik Dessauer auf Anfrage mit. Sobald es Neuigkeiten zum genauen Sanierungsbeginn gebe, würde man die Öffentlichkeit informieren – über die entsprechende Theaterhomepage. Fest steht: Durch die übervollen Auftragsbücher von Baufirmen und die Dimension des Auftrags könnte sich der Sanierungsstart um ein Jahr von Mitte 2021 auf Mitte 2022 verschieben. Damit ginge der reguläre Spielbetrieb direkt in den Ersatzspielstätten weiter – eine große Pause entstünde also nicht. Dass der Opernbetrieb in den Ludwigshafener Pfalzbau ausgelagert wird, ist aber noch längst keine beschlossene Sache. Ein ehemaliges Kino auf den Konversionsflächen des Franklin-Geländes soll zur Bühne für das Schauspiel und die „Tonbandabende“ des Tanzes werden. Das kleine, benachbarte Studio Werkhaus ist von der Generalsanierung unberührt, hier geht der Spielbetrieb wie gehabt weiter. Auch die Alte Feuerwache bleibt weiterhin die Bühne des Jungen Nationaltheaters.
Im Nachkriegsbau an der Goethestraße ändert sich dafür manches: Bei der Sanierung geht es zunächst um die Modernisierung des denkmalgeschützten Hauses, vor allem was den Brandschutz und die Technik betrifft. Aber es wird auch sichtbare Veränderungen geben: Das Foyer soll künftig den ganzen Tag über zugänglich sein. Dafür wandern die Theaterkasse und das Abobüro ins Untere Foyer. Geplant ist eine Gastronomie im Eingangspavillon, die auch den Vorplatz mitbespielen soll. Das Obere Foyer im Opernhaus wird klimatisiert, das des Schauspielhauses wieder für die Besucher – und kleinere Veranstaltungsformate – zugänglich gemacht. In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz soll die Bestuhlung beider Häuser „gestalterisch überarbeitet“ werden. Zudem wolle man daran arbeiten, die Akustik zu verbessern. Hinzu käme ein neuer Orchesterprobensaal. Damit, wie es auf der Homepage heißt, das Nationaltheater wieder in Erscheinung trete – als „strahlender Stadtbaustein“.
Annika Wind im OPUS Kulturmagazin Nr. 79 (Mai/Juni 2020) in der Rubrik Bühne
www.nationaltheater-mannheim.de/de/sanierung/fragen_antworten.php