Johannes Kruse (Orsanes), Gideon Henska (Croesus), Josefin Bölz (Clerida), Ensemble – © Martin Kaufhold
von Margret Scharrer
Dass Reinhard Keiser zu den herausragenden Barockkomponisten gehört, zeigt unter anderem seine Vertonung von Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus. Jenes Singe=Spiel hatte jüngst im Rahmen „Junge Stimmen: die Zukunft der Oper“ am 13. April in einer gemeinsamen Produktion der HfM Saar und des Saarländischen Staatstheaters Premiere. Am vergangenen Sonntag, den 15. April, erhielt die „Zweitbesetzung“ die Chance, sich auf der Bühne der Alten Feuerwache zu präsentieren. Evident ist: diese war alles andere als „zweitrangig“! Einige der Mitwirkenden, allen voran Lutz Gillmann und das Barockorchester der Hochschule für Musik Saar, glänzten trotz schwieriger Bedingungen mit guten Leistungen. Schmerzlich vermisst wurde jedoch das Chalumeau, das Keiser stellenweise in mehrfacher Besetzung fordert. Zu den Highlights des Abends gehörte zweifellos Amrei Wagenführer, die die Elmira sang. Sie überzeugte musikalisch, sängerisch und darstellerisch. Auch der anfänglich stumme Atis alias Katharina Brandel schwang sich zu stimmlichen Höchstleistungen auf. Fest steht zudem: Kyong-Mo Seong war ein echter Cyrus und Gideon Henska ein selbstgefälliger Croesus.
Barbara Schöne zeichnet für Regie und Ausstattung verantwortlich. Sie verlegt Croesus aufs Schachbrett, inszeniert die Geschichte als Spiel des Lebens. 32 Darsteller sind die meiste Zeit anwesend, werden auf ihre Positionen verwiesen. Trotz aller Historizität des Stoffes wird deutlich, das Sujet überzeugt nach wie vor. Selbst ein König wie Croesus entgeht Fortuna nicht. Das Blatt wendet sich, als er mit dem Perser-König Cyrus aneinandergerät. Die Schlacht endet im wahren Desaster, Croesus gerät in Gefangenschaft. Am Ende bewahrt ihn lediglich die von Solon vermittelte Erkenntnis vor dem Flammentod: „Daß des Reichthums stoltze Pracht / Keinen Menschen glücklich macht / Eh sein Ende ist gekommen.“ Keiser und sein Librettist Lucas von Bostel zeigen damit, dass Croesus letztendlich kein Tyrann ist, was der zeitgenössischen Herrscherikonographie durchaus entspricht. Die Vorstellung, dass Keiser hier ein Werk jenseits der sozial gängigen Normen entwickelt, bleibt in der Gesamtschau allerdings ebenso zu hinterfragen wie die Reduktion der Komponisten des Barock auf „Prunk, Prestige und […][/…]