© Foto Falk von Traubenberg. Franco Fagioli (Serse)
Am vergangenen Freitag, den 22. Februar, feierte das Publikum des Badischen Staatstheaters Händels Dramma per musica „Serse“ – die diesjährige Neuproduktion der Internationalen Händel-Festspiele Karlsruhe – mit Standing Ovations. In der Tat handelte es sich um einen musikalischen Hochgenuss, den die Sänger und die Deutschen Händel-Solisten unter George Petrou in dieser Inszenierung lieferten. Händel zog seinerzeit nur die sängerische Spitzenelite an seine Londoner Bühne, die er teils in Italien und ausgesuchten deutschen Höfen rekrutierte. Natürlich: Die Opera seria ist eine musikdramatische Form, die den Sänger und seine virtuose Leistung in den Mittelpunkt rückt. Dafür stand auch am Badischen Staatstheater in allen Rollen eine hervorragende Spitzenbesetzung auf der Bühne. Kein Geringerer als Countertenor Franco Fagioli stellte den Perserkönig Serse dar. Seinen Bruder und Rivalen Arsamene sang hingegen Starcountertenor Max Emanuel Cen?i?, der zugleich Regie führte. Doch auch Lauren Snouffer (Romilda), Katherine Manley (Atalanta), Ariana Lucas (Amastre), Pavel Kudino (Ariodate) und Yang Xu (Elviro) überzeugten auf ganzer Linie. Das gesangliche Spektrum, das die Opera seria in rasanten, majestätischen Arien mit atemberaubenden Koloraturen, Trillerketten, aber auch ausdrucksstarken klagenden und kontemplativen Arien bereithält, das konnte man hier auf höchstem Niveau miterleben.
Oper bedeutet aber auch immer eine Show, ein Bühnenspektakel, das möglichst alle Sinne der Zuschauer ansprechen, mit außergewöhnlichen Effekten in Staunen versetzen und unterhalten will. Händel wusste und nutzte dies im großen Stil. In direktem Widerspruch dazu steht allerdings Cen?i?s Auffassung: „Serse ist eine echte Soap Opera.“ Man fragt sich, wie ausgerechnet ein Sänger, der sich ganz und gar der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts verschrieben hat, so wenig mit dem eigentlichen Bühnenstoff dieser Oper anfangen kann und sich gezwungen sieht, ein neues Stück auf die Bühne zu bringen; dazu noch in den Obertiteln Texte formuliert, die nichts mehr mit dem Libretto zu tun haben. Wozu die ganze historisch informierte Praxis, wenn Serses wunderbare Auftrittscavatine „Ombra mai fu“ als schnulzige Romanze begleitet vom Klavier dargeboten wird? Sicherlich, die bunt-opulente Melange mit den zahlreichen Bühnenbildwechseln und Glamourkostümen reizt das Auge, lenkt den Betrachter aber immer wieder auf Nebenschauplätze. Klar ist: Die Musik und der Text sprechen eine deutlich andere Sprache!