Doppelseite aus Heft 4, S.12-13. Joseph Beuys verlängert im Auftrag von James Joyce den Ulysses um sechs weitere Kapitel © Hessisches Landesmuseum Darmstadt, VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Wolfgang Fuhrmannek
(red.) Aufgrund der pandemischen Lage verschiebt das Hessische Landesmuseum Darmstadt die für den 12. Mai 2021 geplante Ausstellung »Joseph Beuys. Ulysses«. Die Präsentation wird nun vom 30. Juni bis 26. September 2021 gezeigt.
Wenn ein Jahrhundert-Roman von einem Ausnahmekünstler fortgesetzt wird, lässt das aufhorchen. »Joseph Beuys verlängert im Auftrag von James Joyce den Ulysses um sechs weitere Kapitel« ist der Titel einer Arbeit, die Joseph Beuys wahrscheinlich in den Jahren 1957 bis 1961 geschaffen hat. Sie umfasst sechs Hefte im DIN A5-Format mit 750 Seiten und 355 Zeichnungen in Bleistift und teilweise in Wasserfarben. Noch zu Lebzeiten hatte der Künstler zu Präsentationszwecken die Hefte 1 und 2 aufbinden lassen, während die Hefte 3, 4, 5 und 6 bis heute im Originalzustand verblieben sind. Seit 1996 gehören die sechs Hefte zum Bestand der Graphischen Sammlung am Hessischen Landesmuseum Darmstadt.
Anlässlich des 100. Geburtstages von Joseph Beuys (1921-1986) vergegenwärtigt die Ausstellung »Joseph Beuys. Ulysses« zum ersten Mal alle sechs Hefte sowohl analog wie auch digital. Beuys‘ immenses Potential an künstlerischen Vorstellungen und Energien, das bislang zwischen den sechs schwarzen Kladden verschlossen und verborgen war, wird somit offen gelegt. U. a. können die Besucher*innen Dank einer digitalen interaktiven Animation, die auf Basis modernster Scanverfahren entwickelt wurde, in den Heftseiten blättern und zoomen, als würden sie in Beuys‘ Zeichnungen wandeln und in des Künstlers Gedanken blicken.
Auch der Autor James Joyce (1882-1941) und sein Ulysses-Manuskript, das im Jahr 1922 als Buch erschien, sind in der Ausstellung Thema. Insbesondere Joyce’s vielstufige Schreibgenese wird vermittelt. Im nicht linearen Sprachstrom des Romans spiegelt sich der Bewusstseinsstrom seiner Protagonisten mit allen ihren Assoziationen, Erinnerungsfetzen und Vorstellungen wider. Ohne dass sie erzählerisch entfaltet sind, erscheinen überall Dutzende von Themen als Motive und sind als Motivcluster in wechselnder Akzentuierung und Dynamik miteinander verstrebt.
Die Ausstellung »Joseph Beuys. Ulysses« bietet den Besucher*innen die einzigartige Möglichkeit, dem Kosmos nachzuspüren, den Beuys in seinen sechs Heften in Anlehnung an James Joyce und dessen Roman »Ulysses« entwickelt hat.
Ein Bestandskatalog der sechs Hefte erscheint im Schirmer/Mosel Verlag, München.
Podcast »Das Grüne Sofa«
Dr. Mechthild Haas im Gespräch mit dem Künstler Jonathan Meese
Zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys am 12. Mai 2021 erscheint der Podcast »100 Jahre und eine Ewigkeit. Jonathan Meese begegnet Joseph Beuys begegnet Ulysses«. Die Kuratorin Dr. Mechthild Haas im Gespräch mit dem Künstler Jonathan Meese.
Er ist kostenfrei in deutscher Sprache auf www.hlmd.de sowie über die gängigen Podcast-Plattformen Spotify und iTunes verfügbar.
Weiteres Programm zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys
Konzert
Am Sonntag, 4. Juli 2021, 11.30 Uhr, findet in der Gemäldegalerie des Hessischen Landesmuseum Darmstadt zu Ehren von Joseph Beuys ein ihm gewidmetes Konzert statt. Es wird per YouTube-Live Stream übertragen.
Cord Meijering
ROTFÄRBUNG DES FLUSSES
für Sopran, Klarinette, Violoncello und Klavier (1990)
Die Veranstaltung wird ermöglicht durch den Verein der Freunde des Hessischen
Landesmuseums.
Tagung
Am Sonntag, 11. Juli 2021, findet per Live – Stream aus dem aus dem Vortragsaal des Hessischen Landesmuseums Darmstadt die Tagung zum »Block Beuys« statt.
Vorträge mit:
René Block: Aus Berlin: Neues vom Kojoten
Dr. Nicole Fritz: Fee küsst Berggeist. Zur Rolle des Aberglaubens im Werk von Joseph Beuys
Dr. Magdalena Holzhey: Fragen und Antworten an die Physik
Dr. Melitta Kliege: Das partizipative Präsentationskonzept als künstlerischer Anlass zur Entstehung von Block Beuys
Dr. Gabriele Mackert: Make a Chair! Man sollte Joseph Beuys‘ Kritik an Marcel Duchamp nicht überbewerten
Prof. em. Dr. Antje von Graevenitz: Ein anderes Verständnis von Fluxus: Joseph Beuys auf dem »Festum Fluxorum Fluxus« in Düsseldorf 1963
Uni-Prof. Dr. Matthias Weiß: Hessische Iphigenien. Auftritt Beuys in Darmstadt, Frankfurt am Main und im bundesdeutschen Fernsehen