Talomini © Frederik Bastgen
Ja, die Musikfestspiele Saar haben Weltklasse ins Saarland geholt wie jüngst das Londoner Ensemble „Voces 8“. Aber Bernhard Leonardy und Eva Behr wagen auch Neues: etwa ein Stück für das Publikum von übermorgen, ein Musiktheaterstück für Kinder, das jetzt in der Modernen Galerie Premiere hatte – und was für ein Stück! Zu Gast war das junge Musiktheater „Talomini“, dessen Protagonistinnen aus der Goldschmiede der Elementaren Musikpädagogik an der Saarbrücker Musikhochschule stammen. Alle drei waren bzw. sind Schülerinnen von Michael Dartsch und Ulrike Tiedemann. Die drei, Miriam Gehring, Katharina Gesell und Güneş Oba, haben ein brillantes Theaterstück für 2- bis 5-jährige auf die Bühne gebracht, ganz ohne Kindertümelei, ganz ohne einen pädagogischen Zeigefinger; es war einfach ein Theater der Lust, ein Theater von großer Spiellaune und trotzdem ein Stück mit hohen ästhetischen Massstäben: „Naumbalo – träum‘ mal richtig hin“, geschrieben, komponiert und aufgeführt von den drei Musikerinnen.
Es geht um einen Traum, der mit allerlei Geschichten gefüllt wird, es geht um das Hören, um Musik, um Rhythmus, um Tanzen und um Geschichten und um den Schatten, der uns immer folgt. Passend dazu stand ein Episkop auf der Bühne, mit dem man Schattenbilder auf die Leinwand werfen und mit einfachsten Mitteln auch Elemente bewegen konnte. Die Kinder waren also auch mittendrin, selbst im Bereich der Produktionsmittel. Über den Schatten spielten und sangen die Schauspielerinnen auf der Bühne ihr zentrales Lied, „Jambo sing‘ mit“, und sie animierten die kleinen Zuschauer, die begeistert und konzentriert vor der Bühne saßen. Alle drei Spielerinnen sind auch ausgebildete Profimusikerinnen, Miriam Gehring hat Gesang studiert und konnte ihre sehr überzeugende Stimme einsetzen, Katharina Gesell studierte Geige und Güneş Oba Klavier. Mit wenigen Instrumenten schafften sie ein mitreißendes Stück mit Songs, die in den Kopf und in die Beine gingen … Solange junge Studentinnen und Studenten solche Produktionen auf die Bühne bringen, ist mir um das zukünftige Publikum – nicht nur der Musikfestspiele – nicht bang.
Friedrich Spangemacher