Aufführung „Letzte Dinge“ in Trier / Foto: Elmar Hubert
von Margret Scharrer
Am 23. August erlebte Gerhard Stäblers Kammeroper „Letzte Dinge“ in der Ökonomie und Orangerie des Deutschherrenhauses am Schießgraben in Trier eine erste szenische Aufführung. Das Libretto schufen Alexander Jansen und Hermann Schneider nach Paul Austers Roman „In the Country of Last Things“. Im Mittelpunkt des Stücks steht Anna Blume, die auf der Suche nach ihrem Bruder in die Fänge einer untergehenden Großstadt gerät.
Trotz des endzeitlichen Szenarios, das auf der Bühne entworfen wird, verharrte das Publikum nicht in Beklommenheit, sondern zollte Komponist, Darstellern, Musikern und Inszenierungsteam in langanhaltendem Applaus seine Anerkennung. Und dies mit Recht! In der Tat verlangt die Komposition den Mitwirkenden einiges ab. Die Hauptpartie beansprucht größte gesangliche und sprecherische Stimmbeherrschung, von melismatischen Passagen, extremen Tonsprüngen, ausgefeilter Chromatik, gesprochenen und gesungenen Glisandi, intensivem leisem Flüstern, eindrücklich-rhythmischem Sprechen in allen Tonlagen bis hin zu lautem Rufen. Jedes Wort, ja, jedes Komma, selbst der Atem fordert einen bestimmten Ausdruck. Größter Nuancenreichtum wird ferner im dynamischen Bereich vom mehrfachen pianissimo bis zu mehrfachem fortissimo gefordert. Die Sopranistin Truike van den Poel hat dies mit größter Ausdruckstärke und Musikalität vermocht. Die ihr zur Seite gestellten Sänger Martin Lindsay (Bariton), Carl Rosman (Tenor), die Sprecherin Ulrike Froleyks und der Chor überzeugten gleichermaßen.
In jeglicher Hinsicht herausragend war das Schlagwerk: Rie Watanabe und Sakiko Idei beeindruckten auf ganzer Linie. Auf unterschiedlichsten Materialien in Form von hölzernen Schuhen, Schmirgelpapier, Glasflaschen und Metalleimern bis hin zu klassischen Schlaginstrumenten und Windmaschinen ließen sie differenziert-rhythmische Klangformen entstehen, die durch Zuspielungen erweitert wurden. Die Verzahnung der verschiedenen musikalischen Ebenen funktionierte organisch, was von der szenischen und bühnentechnischen Umsetzung nicht ganz behaupten werden kann. Weiß man jedoch, unter welchen Voraussetzungen Thomas Rath (Regie) und Ulrich Schneider (Bühne und Licht) agiert haben, so wird verständlich, warum sich etwa die Gestaltung, Auslotung und Bespielung des Bühnenraums nicht so optimal gestalteten. Wie Dr. Klaus Reeh, Vorsitzender des Tufa-Trägervereins erklärte, waren die finanziellen Mittel und Probenzeiten für die Inszenierung sehr beschränkt. Als weitere künstlerische Auseinandersetzungen mit Austers Roman werden dort Holzschnitte von Heather Kremer, Ketevan Tskhadadze und Ilona Neubauerder gezeigt. Alles in allem ein schönes Projekt, das hoffentlich noch einige Zuschauer und -hörer anlockt!