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Internationales Festival des deutschen Filmerbes (Cinefest)

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Bildquelle: DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt

Ein vergessener Klassiker? – Curt Oertels Michelangelo-Film erstrahlt in neuem Glanz

Im Rahmen des diesjährigen Internationalen Festivals des deutschen Filmerbes (Cinefest), das in Hamburg stattfindet, hat die frisch digitalisierte und restaurierte Fassung eines Streifens Premiere, der zweifellos die Beachtung eines breiteren kunstinteressierten Publikums verdient. Dies ist neben der einmaligen Vorstellung im historischen Hamburger Metropolis-Kino auch ohne weiteres möglich, denn er kann noch bis zum 27. November von jedem, der es für ein moderates Entgelt möchte, gestreamt werden.

© DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt

Es handelt sich um einen von Kameramann Curt Oertel gestalteten anderthalbstündigen Dokumentarfilm in Schwarz-Weiß mit dem Titel Michelangelo – Das Leben eines Titanen. Premiere der deutsch-schweizerischen Koproduktion war im März 1940 in Berlin. Zuvor hatte, wie die zeitgenössische Presse zu berichten wusste, Oertel einen „künstlerischen Fanatismus“ an den Tag gelegt, um Leben und Werk von Michelangelo Buonarroti (1475–1564) auf Film zu bannen. Zahlreiche Hemmnisse seien zu überwinden gewesen, um vor den Bauten, Plastiken und Gemälden des Renaissancemeisters in Florenz und Rom die Aufnahmelampen erglühen lassen zu können. Das Ergebnis ist ein Filmkunstwerk, dessen Stärke im Erzählen von Kunstgeschichte wie auch politischer Geschichte besteht. Nahezu perfekt greifen die höchst sorgfältig gestalteten Bilder und der überwiegend vom Charakterdarsteller Mathias Wieman gesprochene, in der Modulation sehr vielseitige Kommentar, der auch direkte Zitate aus dem Zeitalter Michelangelos enthält, ineinander.

Langsame vertikale und horizontale Kamerabewegungen führen dem Betrachter in häufig detailreichen, ineinander überblendeten Nahaufnahmen die Werke des Meisters, seien es der David oder die Fresken in der Sixtinischen Kapelle, eindrucksvoll vor Augen. Ergänzend werden in die filmische Narration Stiche oder Schriftstücke eingeflochten oder zur Veranschaulichung, etwa des Vorgehens im Marmorbruch und – ganz konkret – des Transports des David, in einer sehr dezenten Weise Schauspieler eingesetzt. Der Film leuchtet aber nicht nur geradlinig die Biografie und das Oeuvre Michelangelos aus, sondern bezieht auch die Geschichte seines Umfeldes und seiner Rezeption mit ein.

© DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt

Das alles mag, gemessen an aktuellen Vorstellungen, beinahe selbstverständlich klingen, doch im Uraufführungsjahr 1940 stellte der Film eine Sensation dar. Es ist gewiss der überzeitlichen Bedeutung von Oertels klassischer Kameraarbeit zuzuschreiben, dass der Streifen in einer gekürzten und englisch eingesprochenen Fassung sogar 1951 noch mit einem Dokumentarfilm-Oscar ausgezeichnet wurde. Bei alldem sei keineswegs verschwiegen, dass der Film, ganz abgesehen vom Vortrag des Erkenntnisstandes von 1940, auch ein Kind seiner Zeit ist: Vor allem das mehr oder minder stark hervortretende Apodiktische im Kommentar wie auch das Pathos in der von Alois Melichar stammenden musikalischen Untermalung lassen erkennen, dass das Konzept eines damaligen „Kulturfilms“ von demjenigen eines heutigen Dokumentarfilms erheblich abweicht. Trotzdem gelte dem bildgewaltigen und auch nach heutigen Maßstäben durchaus informativen Streifen eine warme Empfehlung.

Das Streaming-Angebot des Cinefests, das den Michelangelo-Film inkludiert, ist über das Portal Metropolis+ des von der Kinemathek Hamburg betriebenen Metropolis-Kinos zu erreichen. Ein Gesamtticket kann zum Preis von 12 € erworben werden.

www.metropoliskino.de

Oliver Siebisch

Filed Under: News Tagged With: Film & Medien

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