Herr Falaschi, Sie sind als Kostüm- und Bühnenbildner an zahlreichen Bühnen bekannt, haben berühmte Preise gewonnen. Nun bereiten Sie am Staatstheater Mainz Ihr Debüt als Regisseur vor, warum?
Wahrscheinlich ist es der Wunsch, etwas mehr vom Theater zu verstehen, für das ich viele Jahre gearbeitet habe. Für mich war das Kostüm schon immer ein Teil der Dramaturgie, keine Dekoration. Ich wollte mehr das Drama und die Dramaturgie erkunden – den Grund, warum jedes Kostüm existiert. Ich denke, diese lange Pause im Lockdown hat mich dazu gebracht, mir Fragen zu stellen, narrative Bedürfnisse zu entdecken – und in diesem Abenteuer einen Anreiz zu erkennen, durch den ich hoffe, als Individuum und nicht nur beruflich zu wachsen.
Francesco Cilèa und seine Oper „Adriana Lecouvreur“ sind zumindest im deutschsprachigen Raum eher unbekannt, bedeutet das einen Vorteil für ein Regiedebut?
Ich weiß nicht, ob es ein Vorteil ist. Ich komme aus einem Land, in dem Oper lange Zeit ein populäres Spektakel war, und die gründliche Kenntnis des Librettos als solches hilft dem Zuschauer sehr, in eine andere Vorstellungswelt einzutauchen. Während ich an „Adriana“ arbeitete, entdeckte ich, dass diese Oper hier jedoch nicht sehr bekannt ist, und die Tatsache, dass sie nicht sehr beliebt ist und nur wenige andere Produktionen existieren, ermöglicht es mir, das Feld der Handlung zu erweitern.
Was reizt Sie an dieser Oper besonders?
Die Musik hat mir die Geschichte diktiert. Weil es eine Musik ist, die vorwegnimmt – sie nimmt einige Puccini-Dinge vorweg, die wir später in den Filmsoundtracks finden, sie nimmt die Stille der Close-Ups hinter einer Kamera vorweg, ebenso wie die Fäden, die das dramatische Gewicht der Szene erhöhen. Und in diesem Gedankenspiel ließ ich Adriana in ein Hollywood-Set eintreten und zeigte ihr die Aufstiegs- und Abstiegsleiter, die alle künstlerischen Karrieren haben.
Können Sie etwas über Ihre Konzeption, Kostüme und Bühnenbild verraten?
Das war der Ausgangspunkt. Die Filme von Fred Astaire und Ginger Rogers, aber auch „Sunset Boulevard“ – und das ganze Kino vor dem Technicolor, all die Filme, die die Filmindustrie buchstäblich von den Bühnen der Broadway-Musicals gestohlen hat. Mit einer Invasion des Farbkinos ab dem dritten Akt, wo die Magie des großen Schwarz-Weiß ihren Bruch zeigt, wird Adriana nach und nach wieder eine Frau, keine Diva mehr, gequält von Erinnerungen und vergessenen Tatsachen.
Gibt es weitere Regiepläne, die Sie demnächst verwirklichen wollen?
Ich werde ein Barockwerk von Porpora in Martina Franca inszenieren; dann habe ich eine Verpflichtung als Ausstatter und Regisseur am Theater La Fenice in Venedig für Vivaldis „Griselda“. Ich hoffe, bald auch einen Ausflug ins Melodrama zu machen, vielleicht zu Verdi, und auch auf veristische Wege zurückzukehren. Aber auch Libretti in anderen Sprachen, zeitgenössische Musik und Tanztheater. Alles lehrt mich, und ich versuche zu inszenieren, was ich verstehe.
Das Interview führte Margret Scharrer für das OPUS Kulturmagazin Nr. 87 (Sept. / Okt. 2021)
„Adriana Lecouvreur“ ab 19.9.2021 am Staatstheater Mainz