Miriam Zadil, Trage sie Angst (Detail), Stickbild zu den „Trachinierinnen“ von Sophokles, 2021, Garn auf Nessel, 45 x 60 cm (Foto: Helge Mundt)
(red.) Miriam Zadil ist fasziniert von der ausdrucksstarken Kraft von Gedichten und Texten z.B. einer Sylvia Plath, Hannah Ahrendt und in letzter Zeit vor allem der griechischen Mythologie. Dies ist ein ungewöhnlicher Ausgangspunkt für eine zeitgemäße, künstlerische Bildfindung. Vor dem Hintergrund von aktuellen Kriegen, sind die Arbeiten von Miriam Zadil von einer erschreckenden Aktualität. Doch mit der Transformation von inhaltlich brutalen Szenen der antiken Mythologie in die Bildende Kunst, öffnet die Künstlerin für die BetrachterInnen emotionale Auswege.
Die Künstlerin setzt Schlüsselszenen der Tragödien als farbige Stickarbeiten und in einem surrealen Kontext um. Das materialbetonte Medium der Stickerei wurde in den letzten Jahrhunderten eher im kunsthandwerklichen und folkloristischen Zusammenhang verwendet. Doch knüpft Miram Zadil im archaischen Stil ihrer Figuren eher an koptische und außereuropäische Traditionen an „versetzt sie spielerisch mit aktuellen Bezügen und schafft auf diese Weise ihre ganz eigene Sprache, skurril, bunt und sehr poetisch“ (carolynheinz.de/artist/miriam-zadil/). Diese mehrfach gekonnte Verfremdung von Themen und Material, machen die Werke so faszinierend ungewöhnlich, phantasievoll überdreht, wichtig und zeitgenössisch.
Miriam Zadil, 1973 in Trier geboren, lebt und arbeitet in Hamburg. Sie studierte Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Seit 2003 stellt sie in Europa, den USA und Asien aus.
6. Mai bis 11. Juni 2022