Christof Söller l TABO#12 l 2021 l Steinzeug, Porzellan, Gold l H 50 B 20 T 17 cm l copyright l Christof Söller l courtesy l galerie grandel
(red.) Das Werden, das Wachsen und schließlich das Leben selbst sind der Themenkreis mit dem sich die bildhauerisch gestalteten keramischen Plastiken des Stuttgarter Künstlers Christof Söller verbinden lassen. Mit jedem Werk aufs Neue überrascht Söller mit seinen Wegen zu einer Ästhetik des Lebendigen durch Ton.
Seit etwas mehr als einem Jahr entstehen in einem Vorgang des mehrfachen Brennens und damit in einer fortwährenden Wandlung jene Arbeiten, die ihren Ursprung in einer Jahrhunderte alten japanischen Traditionen haben: dem Kintsugi. Dabei werden die Scherben einer Keramik mit Gold wieder zu einem neuen Ganzen verbunden. Das Zerbrochene, zunächst Nutzlose wird in seinem Wert nicht nur wieder hergestellt sondern viel mehr noch wird der Makel zum ästhetischen Prinzip mit besonderer Wertschätzung.
Als würden die Plastiken der Werkgruppe White Gold organisch aus dem Boden und den Wänden wachsen, bewohnen diese nun den Ausstellungsraum. Im Kontrast zu den weißen weichen runden Formen, die in den Brüchen des Porzellans das Gold enthalten, stehen die schwarzen, wie erstarrte Lava wirkenden Werke der Serie Terra Nigra. Diese grob schamottierten Steinzeugmassen haben Organe zum Vorbild und schaffen Assoziationen zum Ursprung aller Keramikkunst: dem Gefäß. Die doppelte Bedeutung des Begriffs Gefäß erinnert darin, dass dem toten Material das Leben innewohnt, wie es uns Söller mit seiner Kunst zu zeigen weiß.