Blick in den Kinosaal beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2022 © Oliver Dietze
Seit dem Eröffnungsabend am 16.1. sind im Rahmen des Filmfestivals Max Ophüls Preis bis zum jetzigen Zeitpunkt bereits 23 der insgesamt 49 Wettbewerbsfilme über die Bühnen gegangen. Jeder Film hat dabei eine feste Premiere, die gleichzeitig in allen teilnehmenden Kinos ausgestrahlt und danach für das Streaming freigeschaltet wird. Je fünf Spielfilme, Dokumentarfilme und mittellange Filme sowie acht Kurzfilme können derzeit digital angesehen werden – sofern das Ticketkontingent noch nicht erschöpft ist. Jeden Tag kommen neue Filme hinzu.
Bester Schauspielnachwuchs
Bei den bisher gezeigten Filmen waren zwei der insgesamt sechs für den Preis „Bester Schauspielnachwuchs“ nominierten Darstellerinnen zu sehen.
Julia Windischbauer in PARA:DIES (Spielfilm)
Einen Spielfilm, der mit den Genres spielt, kreierte Regisseur:in Elena Wolff, die selbst eine der Hauptrollen darin übernimmt. Eine Dokumentarfilmerin begleitet dabei das Leben eines queeren Paares, Lee und Jasmin, in der ländlichen Umgebung Salzburgs. Gebrochen wird der dokumentarisch anmutende Rahmen, wenn die Frau hinter der Kamera, Amira, mit ins Geschehen eingreift. Erst kaum merklich, letztlich jedoch mehr als deutlich, bahnt sich zwischen ihr und Jasmin eine Verbindung an.
Jasmin, gespielt von Julia Windischbauer, erlebt in diesem Film eine Metamorphose von der schüchternen, zurückhaltenden und verletzlich wirkenden Partnerin innerhalb der Beziehung hin zu einem überraschenden Charakter, über den bestimmte, das Bild von ihm deutlich verändernde, Aspekte erst in den finalen Szenen des Filmes offenbart werden. Damit schlüpfte Windischbauer in eine Rolle, die konträr zu einer früheren Zusammenarbeit mit Wolff steht und angesichts ihrer tatsächlichen Persönlichkeit eine große schauspielerische Leistung von ihr gefordert habe, so die Regisseur:in im Filmgespräch über ihre Kollegin. Über die Hauptrolle hinaus sei Windischbauer auch im Rahmen der Produktion und damit einhergehenden Aufgaben hinter der Kamera unverzichtbar für das Zustandekommen des Filmes gewesen.
Die aus Linz in Oberösterreich stammende Julia Windischbauer (Jahrgang 1996) begann ihre Schauspielkarriere noch während des Studiums bei den Münchner Kammerspielen. 2019 erhielt sie den O.E. Hasse-Preis der Akademie der Künste. Aktuell ist sie am Deutschen Theater Berlin unter anderem in „Maria Stuart“ zu sehen. Beim 43. Filmfestival Max Ophüls Preis spielt sie außerdem im Kurzfilm GÖR mit.
Alexandra Schmidt in BRISE (Mittellanger Film)
Eine junge Frau fährt zum Geburtstag ihrer Mutter in die ländliche Heimat, wo bereits familiäre Pflichten im Rahmen der Geburtstagsvorbereitungen auf sie warten. Gleichzeitig muss sie ein Projekt für ihr Studium fertigstellen, ihren Bruder vom Bahnhof abholen, Telefonate koordinieren.
In der Rolle der Flora wünschte sich Regisseurin Anna Lehner ein „richtiges Mädchen“, verriet sie im Filmgespräch. Alexandra Schmidt habe dieses wunderbar gespielt. Als Zuschauer:in verfolgt man eine innere Verschiebung der Prioriäten von einer anfangs genervten, etwas gefühlskalt wirkenden Protagonistin hin zu einer am Ende eben doch empathischen jungen Frau, die sich ihrer Familie trotz der Generationenkonflikte und des eigenen Lebenswegs fernab des elterlichen Hauses verbunden fühlt. Die reduzierte Handlung lässt viel Raum, der durch Mimik und Gestik mit Leben gefüllt werden muss. Der Film soll dazu anregen sich Gedanken über Egoismus versus Altruismus zu machen. Wie viel kann man geben, wann muss man eine Grenze für sich selbst ziehen? „Für Flora verschieben sich im Verlauf des Films die Parameter dieser Überlegung. Wenngleich das Wochenende keine bahnbrechenden Ereignisse bereithält, findet trotzdem Veränderung statt. Sie formt sich aus den kleinen Details des Alltags, denen ich nur zu gerne eine Bühne geben will“, so Lehner im Regiekommentar.
1994 in Graz geboren, begann Alexandra Schmidt 2019 ihr Studium am Max Reinhardt Seminar für Schauspiel in Wien. Davor wirkte sie in Film- und Fernsehprojekten mit, darunter SIEBZEHN (Max Ophüls Preis 2017) und DIE LETZTE PARTY DEINES LEBENS (2018). Darüber hinaus ist sie als Gründungsmitglied, Performerin und Theatermacherin im Performancekollektiv „Das Planetenparty Prinzip“ tätig.
Der Preis wird gemeinsam mit weiteren Auszeichnungen am Mittwoch, 26. Januar in einer digital mitzuverfolgenden Zeremonie verliehen.
Tanja Block
Weitere Informationen: www.ffmop.de