Verschlungen, streng geometrisch, luftig-leicht – eine Linie ist nicht einfach eine Linie. Sie trägt unendlich viele Möglichkeiten der künstlerischen Interpretation in sich. Sechs Künstlerinnen aus Deutschland, Japan und den Niederlanden zeigen dies in der Ausstellung LINIENWERK auf eindrucksvolle Art. Hierbei werden nicht nur Wände bespielt: Flüchtige Gesten, dynamische Liniengeflechte und schwerelos wirkende Arbeiten aus Papier, Draht, Textil oder Eisen erobern den Raum und bestechen durch ihre besondere haptische Qualität und Sinnlichkeit.
Die Hamburger Künstlerin Antje Flotho „zeichnet“ ihre Arbeiten mit Fäden statt mit dem Stift. Filigrane Liniengeflechte aus Garn zeichnen Körperkonturen und energetische Bewegungsabläufe nach. Körperlichkeit und Schwerelosigkeit gehen in ihren Fadenzeichnungen eine spannende Symbiose ein.
Die begehbare, aus hängenden Bildern, Formschnitten, Stoffen, Folien und projizierten Linien bestehende Rauminstallation „Schwebstoffe“ der in Münster und València lebenden Design-Professorin Cordula Hesselbarth zieht den Betrachter in den Bann einer sich stetig wandelnden, faszinierend fremden Welt aus organischen Strukturen, linearen Verschlingungen und Geweben.
In den Acryl- und Tuschearbeiten der japanischen Künstlerin Mayumi Okabayashi verflechten sich lineare und flächige Strukturen zu scheinbar unendlichen, konzentrischen Welten. Fließend, ohne feste Grenzen, oszillieren organische Formen im Raum. Linien, Zellen, Wurzeln und Adern manifestieren, verflüchtigen und vereinen sich in stetem Fluss.
Die Kuben der niederländischen Künstlerin Anne Rose Regenboog hingegen beruhen auf klaren Linien aus dünnen Stahldrähten, die in den realen Raum hineinragen und zugleich selbst einen Raum für weitere Linien bilden. Vermeintlich statisch entwickeln die offenen Kuben im Zusammenspiel von Licht, Schatten und Bewegung ein lebendiges Linienspiel.
Poetisch, filigran und transparent sind die Objekte und Installationen der Freiburger Künstlerin Monika Schmid. Feinste Drahtlinien formieren sich zu organischen Gespinsten und Netzwerken, die auf diese Weise Raum und transparentes Volumen bilden. Farbige Akzente aus Papier und Textil rhythmisieren die Geflechte.
Inspiriert von der Natur erschafft die Stuttgarter Bildhauern Manuela Tirler Skulpturen und Installationen aus Stahl, die paradoxerweise luftig, leicht und lebendig erscheinen. Scheinbar schwerelos erobern wuchernde stählerne Gewächse wie dreidimensionale Raumzeichnungen die Wände, während ihre monumentalen Objekte sich an geometrischen Formen orientieren, die sich dem Raum öffnen.