Petra Berg, Ministerin für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz © Foto Weyland
Das Saarland hat zusammen mit Rheinland-Pfalz und Hessen den meisten Wald im Verhältnis zur Landesfläche. Zugleich liegt der Anteil an widerstandsfähigen Laubbäumen mit rund 75 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt von 43 Prozent. Dadurch ist der saarländische Wald auch deutlich besser gegen den fortschreitenden Klimawandel gerüstet. Diese Entwicklung ist der Einführung der so genannten naturnahen Waldbewirtschaftung Ende der 1990er-Jahre durch den damaligen Wirtschafts- und Forstminister Hajo Hoffmann zu verdanken. Damit war das Saarland deutschlandweit Vorreiter. Seither wird gänzlich auf Kahlschläge und den Einsatz von Chemie verzichtet und zugleich auf natürliche Verjüngung der Bestände gesetzt. Pro Hektar Wald wachsen im Durchschnitt rund zehn Kubikmeter Rohholz zum Bestand dazu. Davon werden aber maximal 60 Prozent forstwirtschaftlich genutzt. Die übrigen 40 Prozent vergrößern Jahr für Jahr den Holzvorrat im Saarland. „Diese Ausgangslage verleitet uns aber nicht dazu, die Hände in den Schoß zu legen. Ganz im Gegenteil!“, so die saarländische Ministerin für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz, Petra Berg. Sie will in den kommenden Jahren einige wegweisende Weichenstellungen auf den Weg bringen, um den Wald auch für hitzebedingte Stresssituationen zukunftssicher zu machen.
„Unser Wald ist CO2-Speicher Nummer Eins. Deshalb gilt für uns ganz klar: Ökologie vor Ökonomie. Die Leistung unserer Wälder im Kampf gegen den Klimawandel darf nicht unterschätzt werden. Sie binden große Mengen Kohlenstoffdioxid über Generationen hinweg, deshalb muss die Entnahme von Bäumen rücksichtsvoll und mit Augenmaß erfolgen“, so die Ministerin. Gleichzeitig werde der nachwachsende regionale Rohstoff in Zeiten des Klimawandels mehr denn je als ressourcenschonender Baustoff benötigt. Denn auch in Holzhäusern, Dachstühlen oder Möbelstücken wird das klimaschädliche CO2 für lange Zeit gebunden. „Der Wald im Saarland ist unser grüner Schutzschild gegen den Klimawandel. Wir setzen alles daran, dass das auch in Zukunft so bleibt“, bekräftigt Petra Berg.
Um den Wald noch besser an die Klimafolgen anzupassen, wird der Masterplan Wald weiterentwickelt. Dabei haben die Gesundheit des Waldes und das ökologische Gleichgewicht Vorrang vor betriebswirtschaftlichen Interessen. Der Wald braucht im Klimastress Erholung, daher soll der Einschlag alter Buchen reduziert und möglichst ganz darauf verzichtet werden. Dadurch wird weiter Holzvorrat als Beitrag für mehr Stabilität und Klimaschutz, aber auch als Beitrag für mehr Biodiversität aufgebaut. „Die Forsteinrichtung wollen wir als Dialogforum für die neue Waldentwicklung nutzen. Den Personalbestand und die Qualifikation im SaarForst-Landesbetrieb wollen wir erhalten und verstärken. Die Finanzierung der ökologischen, sozialen und klimaschutzgerechten Aufgaben muss unabhängig von der Wirtschaftlichkeit der Holznutzung geleistet werden“, ist die Umweltministerin überzeugt.
Auf ausgewählten Flächen im Staatswald darf schon seit langem Natur einfach Natur sein. „Wir haben deshalb zehn Prozent unseres Forstes aus der Bewirtschaftung genommen – so viel übrigens wie kein anderes Bundesland. Bestes Beispiel dafür ist der Urwald vor den Toren der Stadt Saarbrücken mit seinen aktuell etwa 1.000 Hektar, der bereits seit 1997 nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt, sondern sich in seiner Entwicklung selbst überlassen ist. Das reicht uns aber nicht! Deshalb werden wir die Fläche dieses Urwaldes in den kommenden Jahren auf 2.000 Hektar verdoppeln“, so Berg. Bereits auf der vorhandenen Fläche hat sich die Natur dort in der ihr eigenen Weise entfaltet. Ganz langsam verändert sich das Erscheinungsbild des „Urwaldes“. Umgefallene Bäume, ausgewaschene Wege, Baummoose, farbenprächtige Pilze, Blüten und bizarre Flechten überwuchern die Zeichen der Zivilisation. Verloren geglaubte Arten ursprünglicher Wälder und Auen kehren zurück, Bäume sterben ab. Der Entwicklungsprozess verändert Flora und Fauna. Dabei sollen die Menschen an dieser natürlichen Entwicklung des Waldes teilhaben, sie bewusst miterleben. Der „Urwald vor den Toren der Stadt“ wurde von 2005 bis 2010 von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert, weil es bundesweit das größte Wildnisgebiet in einer städtisch geprägten Landschaft werden soll.
Über die flächenmäßige Verdopplung des „Urwalds“ hinaus sollen der Warndtwald und der Wald bei Dudweiler als Natur- und Erholungswald entwickelt und ausgewiesen werden. So sollen im Saarland die grünen Schutzschilde gegen den Klimawandel und zugleich Orte der Erholung und Freizeitgestaltung für die Saarländerinnen und Saarländer weiterentwickelt werden. Die Ministerin weiß dabei genau, wovon sie spricht. Als Nalbacherin ist sie regelmäßig zum Joggen und Entspannen auf dem Litermont unterwegs.
Kurt Bohr im OPUS Kulturmagazin Nr. 92 (Juli / August 2022) zum Schwerpunktthema Wald