Tanja Fender, Gier und Hunger, Installation 2009 © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Andreas Johann
In der heutigen Museumswelt, in der Führungsposten meist nur noch mit Befristung auf vier oder fünf Jahre vergeben werden, ist es eine große Seltenheit, wenn eine Führungskraft mehrere Jahrzehnte an einem Haus wirken kann. Britta Buhlmann hatte dieses Glück und leitet seit 1994 das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, kurz mpk. Wenn sie im Frühjahr 2022 in ihren wohlverdienten Ruhestand geht, kann sie so auf 28 Jahre zurückblicken, in denen sie das Kaiserslauterer Museum entscheidend geprägt hat.
Als Resümee ihrer Arbeit läuft ab Ende November die Ausstellung „Finale. Director‘s Cut“, die Britta Buhlmann gemeinsam mit ihrem Team kuratiert hat und in der „ihre“ Erwerbungen für das mpk zu sehen sind. Eine Sammlung aufzubauen und weiterzuentwickeln, gehört, wie Britta Buhlmann selber schreibt, „zu den schönsten und wichtigsten Aufgaben“. Für sie waren es die Begegnungen mit Künstlerinnen und Künstlern sowie die Besuche auf zahlreichen Messen und Ausstellungen, die willkommene Anlässe boten, Arbeiten für ihr Haus anzukaufen. „Umfangreich sind auch die Schenkungen, mit denen Künstler, Sammler und Galerien unser Haus bedacht haben“, heißt es weiter in ihrem Text zur Ausstellung.
International, national und regional, von der klassischen Moderne bis zur zeitgenössischen Kunst, Gemälde, Arbeiten auf Papier, Skulpturen sowie kunsthandwerkliche Objekte. Franz Bernhard, Carl Buchheister, Tanja Fender, Leiko Ikemura, Francois Morellet, Kiki Smith, Nobuyuki Tanaka und Fritz Winter sind nur einige wenige Namen aus der langen Liste der Künstlerinnen und Künstler, von denen Werke ins mkp kamen. Aus unterschiedlichen Bereichen wuchs die Sammlung des Museums in den letzten Jahrzehnten. Wirkte es in der Vergangenheit vielleicht manchmal so, als würde ein Werk nicht ins große Ganze passen, so fügte es sich dank nachfolgender Erwerbungen und neuer Fragestellungen doch schlüssig in die Sammlung ein.
Die Ausstellung „Finale. Director‘s Cut“ soll jedoch nicht nur die Erwerbungen vorstellen und diese unter neuen Aspekten dem Publikum zugänglich machen. Dieses letzte Kapitel ihrer Tätigkeit für das Kaiserslauterer Museum nutzt Britta Buhlmann auch, um eine Lücke in der Dokumentation der Sammlung zu schließen. Es gab zwar in der Vergangenheit einzelne Kataloge beispielsweise zu den grafischen Arbeiten und den Skulpturen, jedoch fehlte eine aktuelle Gesamtübersicht. Die Publikation zur Skulptur ist bereits 21 Jahre alt, und eine über die Bestände Malerei gab es bis dato gar nicht. Der neue Sammlungskatalog wird die Höhepunkte der Sammeltätigkeit von Britta Buhlmann während der letzten 28 Jahre zusammenfassen und aus den persönlichen Blickwinkeln der Kuratoren und Kuratorinnen vorstellen. Und zweifellos wird er zeigen, wie viel Gespür und Weitsicht man haben muss, wenn man eine Sammlung für ein Museum entwickelt. Man muss wissen, welche Identität man dem Museum geben will. Eine kluge Erwerbungsstrategie prägt nicht nur die Gegenwart, sondern weist auch den zukünftigen Weg.
Beate Kolodziej im OPUS Kulturmagazin Nr. 88 (Nov. / Dez. 2021)
27.11.21 bis 13.2.22
mpk.de