Wieland Satter [Mazeppa] und Ilona Krzywicka [Maria] © Andreas Etter
Mit großem Erfolg ging am vergangenen Samstag, den 25. Januar, Peter I. Tschaikowskis dramatische Oper „Mazeppa“ nach mehr als sechzig Jahren am Pfalztheater Kaiserslautern wieder einmal in Szene. Die eher selten gespielte Oper verlangte Ensemble und Inszenierungsteam (Musikalische Leitung: Anton Legkii, Regie: Ansgar Haag, Bühne: Thomas Dörfler, Kostüme: Kerstin Jacobssen, Leitung Chor: Gerhard Polifka, Choreographie: James Sutherland) durch seine umfangreiche Besetzung wie seiner Werkgestalt einiges ab. Tschaikowsky schlug in seiner siebten Oper alles andere als gängige Bahnen ein, was sich etwa in Stimmbesetzung oder den teils auf Orchestermusik konzentrierten Situationen zeigt. Vor allem letztere brächten für Regisseure einige Herausforderung mit sich, da in diesen Momenten auf der Bühne keine Aktionen stattfänden, teilte Regisseur Ansgar Haag (Intendant des Meininger Staatstheaters) beim Gespräch mit der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ in der Pause der Premierenaufführung mit. In der Tat meisterte das Ensemble diese ‚Hürden‘ glanzvoll und legte eine ausdrucksstarke, nachdenkliche, berührende wie schlüssige Inszenierung hin, in der sämtliche Mitwirkenden überzeugten.
Das Inszenierungsteam versetzt die Handlung in die Situation des aktuellen Ukrainekonflikts, ein Krieg, der über die Bevölkerung unendliches Leid brachte, zahlreiche Opfer kostete, Menschen ihrer Heimat beraubte und noch immer nicht abgeschlossen ist. Mittelpunkt des Geschehens bildet eine ehemalige kommunistische Mehrzweck- bzw. Versammlungsräumlichkeit irgendwo auf dem Land, die noch die verblassten Symbole des Sowjetregimes zeigt. Hier nun erzählt Haag die über alle Maßen traurige Geschichte der Maria (Ilona Krzywicka), Tochter des wohlhabenden Gutsbesitzers Wassilij Kotschubej (Jürgen Linn) und seiner Frau Ljuboff (Polina Artsis), einer jungen Frau, die für ihre Liebe zum Hetman Iwan Mazeppa (Wieland Satter) alles aufgibt und verliert. Ihre Liebe, die gegen die Konventionen verstößt, fordert Opfer. Sowohl ihr Vater als auch ihr Jugendfreund Andrej (Daniel Kim) geben ihr Leben, sie selbst verfällt dem Wahnsinn, bleibt allein zurück. Erst in der äußersten Situation der Umnachtung spricht Maria „Wahrheiten“ aus, erkennt Mazeppas machthungriges, grausames Wesen.
Krzywicka brillierte sowohl stimmlich aus auch schauspielerisch. Die Wandlung vom jungen Mädchen, das im Strudel von Gefühlen und politischen Ereignissen mitgerissen wird, hin zur vollkommen gebrochenen Frau, gestaltete sie emotional und nuanciert. Satter nahm man den „Machtmenschen“ wirklich ab, seine gesangliche Leistung und seine starke Bühnenpräsenz überzeugten auf ganzer Ebene. Sehr berührend waren u.a. Polina Artsis wunderbarer tiefer Mezzosopran und Jürgen Linns ergreifende Darstellung des gebrochenen Vaters. Doch auch Orchester und Chor leisteten wirklich Großartiges. Fazit: Diese Aufführung sollte man nicht verpassen!
Margret Scharrer
Weitere Termine: 29.1., 1.2., 11.2., 21.2., 26.3. und 3.4.2020
Informationen und Tickets: www.pfalztheater.de