Tanzfestival 2024
Von Kurt Bohr
Am 1. März begann das diesjährige Tanzfestival des Saarländischen Staatstheaters im Großen Haus. Am ersten Abend wurden unter dem Motto „Rituale“ zwei Choreografien von Ohad Naharin, dem berühmten Leiter der israelischen Batsheva Dance Company, und ein Tanzstück von Marco Goecke, einem der bekanntesten Choreografen in Deutschland gezeigt.
In dem von Naharin entwickelten Bewegungs- und Tanzstil Gaga wurde die von Iyar Elezra, Rachael Osborne und Abigail Shafrir Einstudierte Choreografie „George & Zalman“ präsentiert. Es ist ein minimalistisches Stück In idealer Passform zu der kargen Musik des zeitgenössischen finnischen Komponisten Arvo Pärt „Für Alina“ zu dem Mutmacher-Gedicht „Make it“ von Charles Bukowski, dem berühmt-berüchtigten deutsch-amerikanischen Schriftsteller der Protestgeneration.
RITUALE, George Zalman, Tänzerinnen des Tanzsensembles des-Staatstheaters © Foto: Bettina Stoess
Das Gedicht wird bis zu seinem Ende in kaskadenhaft wachsendem Duktus vorgetragen zu gleichermaßen wachsenden Tanzformationen, präzise, stilgerecht und ideal passend von Zara Beatty, Hope Dougherty, Yael Fischer, Melanie Lambrou und Sidney Ramsey (Alle Mitglieder des Tanzensembles des Staatstheaters) auf die Bühne gebracht – in den ärmellosen schwarzen, dem reduzierten Gaga- Stil von Ohad Naharin entsprechenden Kostümen von Eri Nakamura. Auch die die einfühlsame Beleuchtung von Avis Jona Bueno und der Verzicht auf ein Bühnenbild fügten sich in diese Performance bestens ein.
Weitaus Dynamischer und mit einer kleinen Dosis Testeron, musikalisch getragen von Paul Smadbecks dynanischen “ Rythm Songs Etude No 3″ ging „Black Milk“, Naharins zweites Stück, In der überzeugenden kongenialen Einstudierung von Ian Robinson über die Bühne. In oberkörperfreien Kostümen von Rakefet Kevy ( Weite Hosen, umflattert von Bändern moit dramatischem Touch) boten die Tänzer des Saarbrücker Ensembles ( Colin Jacobs, Noah Oost, Flacio Quisisana, Hyo Shimizu und Sydney Ramsey) eine bestechende Leistung. In spiralförmigen Bewegungen erzeugen sie vehemente Dynamik von stupender Wirkung. Individuum und Gruppe scheinen in Konflikt zu geraten, aber immer wieder löst sich die Spannung, scheint Versöhnung zu gelingen.
Letzter Höhepunkt des Tanzabends war das Stück „Whiteout“ (zu Deutsch: austreiben) von Marco Goecke, einem Herausragenden deutschen Choreografen, der vor einiger Zeit wegen einer unerklärlichen Aktion im Konflikt mit einer Kritikerin in die Schlagzeilen geraten ist.
RITUALE, Whiteout von Marco Goecke, Mitlieder des Tanzsensembles des-Staatstheaters © Foto: Bettina Stoess
In der grandiosen Choreographie tanzten neben den bereits genannten Mitgliedern des ganzen Ensembles Gabrielle Salvatto, Kyle Davis, Federico Moiana, Nicola Strada und Shawn Throop. Es war eine Augenweide zu sehen, wie die ProtagonistInneniIn der Einstudierung von Nicole Kohlmann zu Songs von Bob Dylan und Musik von Philipp Herget brillierten. Sie brachten eine geradezu unglaubliche physische Leistung und darstellerische Kraft auf die Bühne, ihre kreisförmigen Armbewegungen mit fiebrig zitternden, krallenartig bewegten Händen werden im Gedächtnis haften bleiben. Auch diesmal wieder der Verzicht auf ein Bühnenbild, angesichts der enormen Ausdrucksstärke und Bühnenpräsenz des Ensembles eine einleuchtende Entscheidung.
Für das Tanzfestival war dieser Abend ein geradezu idealer Auftakt. Lang anhaltender begeisterter Beifall des Publikums.