Foto: Dr. Carolin Lehberger, Direlükmtorin der Volkshochschule (vhs) des Regionalsverbands Saarbrücken © vhs RV Sbr
OPUS: Erst vor zwei Jahren feierte man deutschlandweit 100 Jahre Volkshochschulen. Ein beachtlicher Geburtstag.
Carolin Lehberger: Volkshochschulen sind überall im deutschsprachigen Raum unverzichtbare Orte der demokratischen Bildung, wo sich Menschen unterschiedlicher Herkunft und Orientierung begegnen, um miteinander und voneinander zu lernen. Es gibt bundesweit 900 davon. Solch eine Marke ist anerkannt und hat durch ihre lange Tradition einen hohen Wiedererkennungswert und Identifikationswert für die Menschen.
Sie sind im April 2023 fünf Jahre im Amt und man spürt, dass sich die Volkshochschule während Ihrer Amtszeit sehr kräftig weiterentwickelt hat. Woher kommt dieser Spirit?
(lacht) Ich habe unsere Volkshochschule von Anfang an als unglaublich „positiven“ Lernort empfunden, der eine breite Programmvielfalt mit ganzheitlicher Bildung und Freude am Lernen verbindet. Der als weicher Standortfaktor auch eine sehr große wirtschaftliche Bedeutung für Saarbrücken und die Umlandkommunen hat. Volkshochschule ist für mich immer modern, weil sie sich ständig weiterentwickelt und wir mit unserem Team sich verändernde gesellschaftliche und individuelle Bedürfnisse bei der Programmplanung aufnehmen und immer wieder neue Formate und Lernarrangements entwickeln. Mein Team leistet hier eine hervorragende Arbeit!
Die Volkshochschule Regionalverband Saarbrücken ist eine anerkannte, leistungsfähige und innovative Weiterbildungseinrichtung.
Die Volkshochschule am Saarbrücker Schlossplatz hat mit ihrem Stammsitz im Alten Rathaus einen wunderbaren Lernort …
Ja, das stimmt absolut. Die Volkshochschule trägt mit der Nutzung des Alten Rathauses und auch des vhs-Zentrums wesentlich zur Belebung des Schlossumfelds bei. Das Saarbrücker Schloss wird ja weitestgehend als Verwaltungsgebäude genutzt und daher ist es ab dem Nachmittag recht ruhig im Schloss und im unmittelbaren Schlossumfeld. Gerade in den Abendstunden wird der Schlossplatz durch die vhs belebt und positiv wahrgenommen als Ort der Zusammenkunft und des Austauschs.
Welchen Nutzen hat die Volkshochschule des Regionalverbands Saarbrücken für die Wirtschaft unserer Region?
Mit über 40.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Jahr und knapp 4.000 Angeboten ist unsere Volkshochschule die größte Weiterbildungseinrichtung im südwestdeutschen Raum. Die vhs belebt in vielerlei Hinsicht Saarbrücken und die Umlandkommunen. Durch unser umfangreiches Kurs- und Veranstaltungsangebot kommen täglich Hunderte von Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu uns. Die Menschen kommen durchaus auch von außerhalb und verbinden den wöchentlichen Kursbesuch auch mit der Nutzung von Gastronomie- und Einkaufsmöglichkeiten, aber auch anderer kultureller Einrichtungen wie beispielsweise der Stadtbibliothek in Saarbrücken.
Zudem bieten wir allen Bevölkerungskreisen ständig die Möglichkeit, sich beruflich weiter zu qualifizieren. Seien es unsere Kurse zum Nachholen von Schulabschlüssen bis hin zu speziellen IT- bzw. EDV-Kursen: Wir tragen entscheidend dazu bei, dass sich die Menschen – lebensbegleitend – weiterentwickeln können und unterstützen letzten Endes dabei, das rasante Tempo der technischen Entwicklung unserer Wirtschafts- und Arbeitswelt unterstützend zu begleiten.
Eine persönliche Frage: Was haben Sie aus Teilnehmerinnen-Perspektive für Erfahrungen mit Volkshochschule gemacht?
Ich habe die vhs bereits als Kind gemeinsam mit meiner Schwester als positiven Lernort kennengelernt. Wir haben im Werkraum der damaligen Realschule Riegelsberg Keramikkurse und Holzkurse belegt bei dem Riegelsberger Künstler Erik Eichhorn, zu dem ich immer noch guten Kontakt habe. Einige Werkstücke aus diesen Kursen stehen heute noch in meinem Elternhaus. Als ich dann einige Jahre später mit 19 Jahren in Dortmund mein Studium begann, habe ich mich gleich für mehrere Kurse bei der vhs angemeldet, weil ich eben wusste: Hier kannst du alles lernen. Ich lernte Kochen, besuchte jedes Semester einen Nähkurs und belegte auch den Kurs „Tastschreiben“.
Ein Blick in die Zukunft: Unsere Gesellschaft wird weniger, älter und bunter. Welche Rolle sehen Sie dabei für die Volkshochschule?
Die vhs ist eine lernende Organisation, d. h. sie passt sich verändernden Lebensbedingungen und neuen Anforderungen der Menschen und der Gesellschaft an. Dies ist eine immer wiederkehrende Herausforderung und gerade angesichts der demografischen Entwicklung von enormer Bedeutung. D. h. konkret: Die vhs wird in Städten und Kommunen Weiterbildungsangebote entwickeln, kommunizieren und vermarkten, die den Herausforderungen des demografischen Wandels gerecht werden. Es geht um gezielte Angebote für Menschen in ihrer nachberuflichen Lebensphase, die durchaus agil und bildungsaffin sind. Volkshochschule trägt zu einer guten Lebensqualität bei. Sie schafft Integration.
Was ist die größte Herausforderung für die Zukunft?
Entscheidend ist, dass wir auch in Zukunft noch flächendeckend Angebote bereithalten können, dass wir gut erreichbar bleiben, gerade in unseren kleineren örtlichen Volkshochschulen im Umland und dass wir damit einen möglichst niedrigschwelligen Zugang zu unseren Angeboten ermöglichen. Ich bin aber zuversichtlich und bis in die Fingerspitzen motiviert, dass wir auch in Zukunft das tun werden, was wir in hervorragender Weise können: Menschen zusammenbringen und ihre persönliche Teilhabe fördern.
Das Gespräch führte Kurt Bohr für das OPUS Kulturmagazin Nr. 95 (Jan. / Feb. 2023)