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„(Doch) alle Zivilisation ist nicht vollständig, wenn sie nicht in Kultur mündet. Kultur hält eine zivilisierte Gesellschaft im innersten Kern zusammen. Und es ist insbesondere die Musik, die in der Lage ist, kulturelle und sprachliche Barrieren zu überwinden und universelle Gemeinsamkeit entstehen zu lassen. Kaum etwas brauchen wir mehr in unseren Zeiten.“
Olaf Scholz in seiner Rede als Erster Bürgermeister
zur Eröffnung der Elbphilharmonie Hamburg, 2017
„Wir wissen uns mit den Kulturpolitikerinnen der Länder und der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien einig, dass Kunst und Kultur unverzichtbarer Bestandteil eines demokratischen Staates sind. Musikfestivals gestalten gleichrangig mit Konzert- und Opernhäusern, Orchestern und Chören das weltweit bewunderte „Musikland Deutschland“. Sie spiegeln in exzellenter Weise einen charakteristischen Teil der beeindruckend reichen Kulturlandschaft wider und sind ein unverzichtbarer Teil des menschlichen Zusammenlebens.
Rund 600 Musikfestivals mit internationaler Ausstrahlung in ganz Deutschland sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor mit insgesamt etwa 400 Mio. Euro Gesamtumsatz und darüber hinaus einer vielfachen Wertschöpfung. Musikfestivals bringen Kultur auch und vor allem in den ländlichen Raum. Sie wirken identitätsstiftend, schaffen Verbundenheit und ermöglichen breiten Publikumskreisen wohnortnah die Begegnung mit hochwertigen musikalischen Live-Erlebnissen. Für das kulturelle Leben und insbesondere für die kulturelle Bildung sind Musikfestivals unverzichtbare Institutionen. Zugleich sind sie wichtige Protagonisten einer weiten Vernetzung in ihrer Zusammenarbeit mit Theatern, Museen, Bibliotheken, Forschungsinstituten, Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen sowie zentralen Bereichen aus Tourismus und Wirtschaft.
Musikfestivals sind nicht zuletzt Gradmesser der Qualität des hiesigen Musiklebens, Institutionen musisch-kultureller Bildung und Experimentierfelder bzw. Impulsgeber innovativer Veranstaltungsformen. Sie erschließen neue performative Räume auch jenseits der Metropolen. Sie reflektieren öffentliches Interesse am kulturellen Diskurs und üben in ihrer Außenwirkung eine Botschafterfunktion für die Musikkultur der Länder wie des Bundes aus.
Die Corona-Pandemie hat die Kulturszene weltweit in eine tiefe Krise gestürzt. Die Schließung von Institutionen und das Verbot von Veranstaltungen fügen der Festivalszene und den beschäftigten Künstlerinnen einen schweren, zum Teil irreparablen Schaden zu. Die Folgen für die kulturellen und kreativwirtschaftlichen Bereiche sind derzeit für alle Beteiligten in ihrem Ausmaß nicht absehbar.
Die von Bund und Ländern eingeleiteten vielfältigen Hilfsmaßnahmen nehmen wir als noch zu wenig koordiniert wahr. Sie kommen derzeit zu selten bei den Adressaten an. Nachdem Künstlerinnen in existenzielle Not geraten sind, droht nun auch der Veranstalterbranche ein Kahlschlag. Die unterschiedlichen Maßgaben in den einzelnen Bundesländern erschweren zusätzlich die Arbeit sowohl in der aktuellen Krisenbewältigung als auch in der Planung von Maßnahmen für einen Wiedereinstieg in den Veranstaltungsbetrieb.
Wir streben an, die Krisensituation, die in Folge der COVID-19-Pandemie entstanden ist, konstruktiv und gemeinsam zu bewältigen. Die anstehenden Aufgaben müssen im Sinne aller Beteiligten und mit Blick auf eine gesicherte Perspektive für das kulturelle Leben in seiner Vielfalt formuliert und gelöst werden. In diesem Streben wissen wir uns mit den Verantwortungsträgerinnen der Länder und des Bundes einig.
Wir schlagen daher erstens einen Zukunftssicherungsfonds Musik Festivals vor. Dieser soll kurzfristig von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gemeinsam mit den Kulturministerinnen der Länder aufgelegt werden. Zweitens unterbreiten wir konkrete Vorschläge für ein Zweistufenmodell für die Rückkehr zu einem öffentlichen Konzert- und Veranstaltungsbetrieb. Schrittweise kann so der Veranstaltungsbetrieb wieder aufgenommen werden. Zugleich können alle Maßnahmen zum Schutz für Mitwirkende und Publikum an die spezifischen Anforderungen des Bereichs der Musikfestivals angepasst werden.
Wir benötigen belastbare Kriterien und eine klare Strategie, in welcher Form es nach der Lockerung der bundesweiten Kontaktsperre bzw. der Eindämmungsverordnungen weitergehen soll. Konkrete Bestimmungen und Handlungsschritte zu einer vertretbaren Lockerung der Maßnahmen sind für die Gesellschaft, für die Kulturinstitutionen, die ausübenden Künstler*innen und die mit der Veranstalterbranche verbundenen Dienstleister*innen essentiell. Diese Maßnahmen sollten einheitlich mit den Bundesländern abgestimmt werden.
Das Forum Musik Festivals sieht sich in diesem komplizierten Prozess als konstruktiv agierenden Partner und bietet über die Vorlage dieses Positionspapiers hinaus an, jederzeit Ansprechpartner für Politik und Behörden zu sein und in den entsprechenden Gremien und Expertenkommissionen mitzuarbeiten.“
Alle Details unter http://forum-musik-festivals.de