Open Air © Karsten Jakob
Musikclubs, Stadionkonzerte und internationale Größen des Rockgeschäfts – lang ist‘s her als Bands wie Queen oder Deep Purple in Saarbrücken Konzerte spielten. Heute treten ab und an mal ein paar Pop-Sternchen der Kategorie b in Saarbrücken auf. Von den Großen fehlt jede Spur. Woran liegt es, dass die Bands und Stars den Weg nach Saarbrücken nicht mehr finden? Ist die Landeshauptstadt des Saarlandes etwa von der Musiklandkarte Europas verschwunden?
Die Behauptung, dass nur Popstars der Kategorie b in Saarbrücken spielen, ist vielleicht etwas übertrieben. Festivals wie das Rocco del Schlacko laden ein zum Tanz auf dem größten Open Air Festival des Saarlandes. Mit über 40000 Besuchern ist es das wohl beliebteste Festival der Großregion. Bands aus allen Sparten versammeln sich vor einem musikbegeisterten Publikum. Und es stimmt: Die Saarländer sind verrückt nach guter Musik und nehmen jede Möglichkeit wahr auf ein Konzert ihrer Lieblingsband gehen zu können. Viele zieht es dann aber nach Luxemburg in die Rock Hall, das Atelier in Esch-sur-Alzette, oder in Städte wie Frankfurt und Köln.
Denn für Saarbrücken bleibt gefühlt nicht viel übrig. Im Hinblick auf die Clubszene geschieht zurzeit kaum etwas in der Stadt. Das Studio 30 bietet Bands aus ganz Deutschland die Möglichkeit Konzerte vor einem kleinen Publikum zu spielen. Das Modul in der Kaiserstraße hat momentan geschlossen und die Garage und ihr kleiner Klub bieten spartenbezogenen Fans Zuflucht in der sonst eher dünn besiedelten Musiklandschaft Saarbrückens. Dass es mit solchen Gegebenheiten schwer ist, eine eigene Musikszene zu etablieren, ist kein Geheimnis. Es gibt immer wieder vereinzelte Initiativen eine alternative Musikszene mit dem entsprechenden Angebot an Bands aufzubauen, doch die Bemühungen zünden leider nicht so wirklich. Meist ist an dieser Stelle die Musik so speziell, dass sie sich nur an ein Nischenpublikum richtet.
Doch schauen wir nach Köln: Wieso zieht es viele in die Stadt am Rhein? Einen großen Anteil daran hat die vor Ort ansässige alternative Rockszene. In Clubs wie dem Luxor, dem Sonic Ballroom oder dem alten Underground, spielten alle nennenswerten Bands, die sich einst auf einem aufsteigenden Ast befanden. Und genau solche Bands braucht das Saarland. Natürlich hat Köln eine Einwohnerzahl von knapp einer Million Menschen und auch das mediale Angebot ist weitaus größer und besser als in Saarbrücken. Die Städte sind zwar nicht zu vergleichen, doch kämpfen auch in Köln die Clubbesitzer gegen den Wegfall alter traditionsreicher Spielstätten an. Dort gibt es jedoch immer wieder neue Ideen und genug Verrückte, die oft an das Unmögliche glauben. Das hält die Szene vor Ort am Leben.
Die Frage ist ob die Saarländer auch verrückt genug sind?
Micha M Teimouri
Zum Thema:
Die Initiative „Musikzentrum Saar“ engagiert sich für den Bau einer modernen, spartenübergreifenden Konzerthalle für das Saarland, um die Region kulturell attraktiv und konkurrenzfähig zu gestalten. Schauen Sie sich das Video zur Petition mit zahlreichen Expertenmeinungen online an und schreiben Sie uns doch Ihre Meinung dazu.