Bild: Weinlandschaft bei Nittel an der Mosel © Foto Gerhard Rouget
Der Jahrgang 2021 gab zunächst Grund zur Besorgnis. Es war ein nasses Jahr mit Fäulnisschäden und deutlich kühler als in den Vorjahren. „Dieser Jahrgang fällt komplett aus der Reihe der letzten Jahrgänge “, lautete die erste Einschätzung, als die Weine noch nicht auf der Flasche waren. Nun sind die ersten 2021er da! Und – siehe da: „Ausgewogene Weißweine, nicht zu alkoholreich und mit einer feinen Säurestruktur“, so der saarländische Winzerpräsident Gerd Petgen über die Burgunder-Weißweine der saarländischen Obermosel. Eine Tendenz, die Simon Ollinger bestätigt. Per se säureärmere Reben wie Auxerrois profitierten in 2021 mit einer frischen Säure. Auf seinem Bioweingut Ollinger-Gelz gab es bei noch nie gesehenen 200 Liter Niederschlag im Juli viel Arbeit für die Selektion gesunder Trauben.
Und die Rieslinge an der Saar, ohnehin mit Säure gesegnet? „Hohe Säurewerte“, konstatiert Hanno Zilliken vom Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken in Saarburg für seine 2021er. „Die schmecken jedoch nicht sauer“, fügt Zilliken hinzu. Sie offenbarten „eine enorm lebendige, frische und reizvolle Struktur“. Es gebe viele feine Weine vor allem im Kabinettbereich mit den dort relativ niedrigen Alkoholwerten. Ähnlicher Befund bei Henri Ruppert und seinen Luxemburger Rieslingweinen auf seinem Schengener Weingut: Analytisch hohe Säurewerte, geschmacklich jedoch ausbalanciert bei ausgeprägter Mineralität mit hohen Kaliumwerten, bedingt durch den Wasserüberschuss.
Was ist die Erklärung für die allseits bescheinigte Feinheit der Säuren? Die liegt in der Kehrseite dieses nassen und schwierigen Jahrgangs. „Die Reben hatten keinen Trockenstress“, sagt Henri Ruppert. Auch Johannes Apel vom Weingut Apel in Nittel an der rheinland-pfälzischen Obermosel sieht in der permanenten Wasserversorgung in 2021 einen positiven Effekt. Laut Apel der entscheidende Grund für die filigrane Säure bei gleichzeitig hohem Extraktreichtum seiner vorwiegend aus Elbling- und Burgunderrebsorten erzeugten Weißweine. Der Monat September war zudem ein schöner und versöhnlicher Abschluss des Weinjahres. „Fruchtig, aromatisch, dicht und schlank bei relativ niedrigen Alkoholwerten“, lautet auch das Fazit von Ansgar Schmitz, Geschäftsführer von Moselwein e.V. für seine bisher probierten Moselweine. In der Jahrgangstabelle der Zeitschrift VINUM erhält 2021 für die Mosel übrigens die Farbe dunkelgrün: Es ist die höchste Kategorie und steht für: Exzellenter Jahrgang.
OPUS Weintipps: Sauvignon Blanc Herzstück 2021, Weingut Apel (12,90 €), Auxerrois 2021, Weingut Ollinger-Gelz (8,90 €), Saarburger Riesling feinherb 2021 (16 €), Weingut Forstmeister Zilliken, Saarburg
Gerhard Rouget im OPUS Kulturmagazin Nr. 91 (Mai / Juni 2022)