Szenenfoto Meisterklasse von Terrence McNally © Theater Koblenz, Foto: Matthias Baus
Schon zu Lebzeiten war sie eine Legende, war „die Göttliche“, die Primadonna assoluta schlechthin, der die Musikwelt, und nicht nur die, zu Füßen lag: Maria Callas. Als ihre Stimme den Zenit überschritten hatte, die Zeit ihrer glanzvollen Triumphe auf den großen Bühnen dieser Welt vorbei war, gab sie an der renommierten Juillard School in New York Meisterklassen für junge SängerInnen.
„Meisterklasse“ heißt auch das preisgekrönte Stück, das Terrence McNally, selber ein überzeugter Callas-Fan, schrieb. Drei SängerInnen sitzen hier der alternden Diva gegenüber, ebenso fasziniert von deren noch immer ungebrochenen Leidenschaft für die Musik wie eingeschüchtert durch ihre gnadenlose Kritik.
Im Koblenzer Theater hatte das Stück in der Inszenierung von Hausherr Markus Dietze am 6.11. Premiere. Die Rolle der Callas, die beim Hören die großen Arien ihrer Karriere über die Höhen und Tiefen ihres Lebens reflektieren lässt, übernimmt Raphaela Crossey, seit 2009 am Stadttheater Koblenz engagiert. An der Rolle reize sie, meint Crossey, „vor allem die ungeheure Disziplin, die sie hatte und sehr massiv bei den Studenten einfordert, denn ich glaube, dass sie selbst diese Disziplin brauchte, um die Umstände, mit denen sie auch in ihrer Glanzzeit konfrontiert war, überleben zu können“. Für Maria müsse es schmerzlich gewesen sein, in den jungen Sängerinnen und Sängern sich selbst zu sehen, „denn dadurch wird ihr der Verlust dessen, was für sie so wichtig war, der Stimme und damit ihrer Selbstdefinition, vor Augen geführt“.
Lieselotte Sauer Kaulbach im OPUS Kulturmagazin Nr. 94 (Nov. / Dez. 2022)