Lisa Kohl, Video- und Soundinstallation „Across 2022/23” © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto Jonas Eiden
von Eva-Maria Reuther
Der Kunstpreis Robert Schuman/Prix d`Art Robert Schuman 2023 geht nach Luxemburg. Mit ihrer skulpturalen Video- und Soundinstallation „Across 2022/23“ sowie weiteren Arbeiten gewann die Luxemburger Multimedia-Künstlerin Lisa Kohl den mit 10.000 Euro dotierten Preis. Der seit 1991 von den vier Städten Luxemburg, Metz, Saarbrücken und Trier im Zweijahresrhythmus ausgelobte Preis gilt als die wichtigste Übersichtsschau zeitgenössischen Kunstschaffens in der QuattroPole-Region. In diesem Jahr hat Trier den Wettbewerb ausgerichtet. Anlässlich der Preisverleihung verwies der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe auf den gemeinsamen Kulturraum Großregion und die Selbstverpflichtung der Europäischen Union in ihrem Gründungsvertrag, Kultur als Vielfalt in der Einheit zu erhalten und zu fördern.
Wie bei den vorhergehenden Ausgaben hat jede der beteiligten Städte eine Kuratorin oder einen Kurator beauftragt, vier Kunstschaffende aus ihrer Region für die Teilnahme am Kunstpreis zu nominieren. In diesem Jahr hat ein ausnahmslos weibliches Team die Auswahl getroffen. Eine spezifisch weibliche Sicht auf die Kunst ist allerdings nicht zu erkennen. Die schön eingerichtete Ausstellung im Stadtmuseum Simeonstift zeigt eine Vielfalt künstlerischer Persönlichkeiten und Bildsprachen. Zu sehen sind Installationen, Fotografie, Malerei und Skulptur. Verhandelt werden die Topthemen der Zeit. Es geht um Umwelt, Krieg, Heimatverlust, Identitäres und anderes. Allerdings ist die Kunst nicht die Tagesschau. Vielmehr macht sie Ideen, Haltungen, geistige und seelische Energien durch den ästhetischen Zugriff augenscheinlich. Genau da hapert es. Was thematisch aktuell ist, schwächelt in vielen Werken, was die Bildmacht angeht. Zu den stärksten Arbeiten gehören die der Preisträgerin, die sich in Installationen und Fotografie mit Heimatlosigkeit, Flucht und Bedrohung auseinandersetzt. Kohls Arbeiten beeindrucken durch ihre poetische Kraft. Oszillierend zwischen Realität und Vorstellung, machen sie die Ambivalenz beider sichtbar. Aus Saarbrücken kommen zwei weitere preiswürdige Positionen. Bildmächtig, selbstironisch und provokant stellt sich Darja Linders feministische Selbstermächtigung mit dem Titel „4xwumms“ dar. Felix Noll setzt sich in seiner stillen, aber eindringlichen Serie aus Schwarz-Weiß-Fotos „Happy Everything“ mit der eigenen polyamourösen Beziehung zu zwei amerikanischen Männern auseinander. Auffallend blass bleiben in der Bildfindung die Beiträge aus Metz und Trier.
Bis 20.8.