Leo Kornbrust, Foto: Klos
Ein langes Künstlerleben hat sich vollendet. Am 20.Juli starb Leo Kornbrust, der Bildhauer aus St. Wendel mit internationaler Reputation. 1929 in St. Wendel-Alsfassen geboren, machte er nach der Volksschule eine Schreinerlehre, bevor er an der Akademie in München die Bildhauerklasse von Toni Stadler besuchte. Nach beendetem Studium kehrte er nach St. Wendel zurück und fand hier an der Damra sein künstlerisches zu Hause. Dies blieb es auch als er 1978 den Lehrstuhl für Bildhauerei in München übernahm.
Waren seine frühen Arbeiten dem menschlichen Körper verhaftet, abstrahierte er sie immer mehr zu geometrischen Figuren, die schließlich in der Figurengruppe „innere Linie“ eine zarte Zerbrechlichkeit finden und dennoch so kraftvoll erscheinen. Eine eindrucksvolle Werkgruppe stellen die Schriftsäulen dar, hochaufragende Skulpturen, in die Kornbrust Gedichte seiner vor einigen Jahren verstorbenen Ehefrau Felicitas Frischmuth eingravierte, deren Tod er nie verwunden hat. Wie die „Saarbrücker Säule“ im Außengelände der Modernen Galerie sind diese Arbeiten, die die Handschrift des Künstlers tragen, wohl seine persönlichsten.Kornbrusts Arbeiten sind dem öffentlichen Raum verhaftet, machen diesen zu einem herausgehobenen Ort, nicht nur im städtischen Umfeld, sondern vor allem auch in der Landschaft. Nach der Teilnahme am Bildhauersymposium von Karl Prantl 1967 in St. Margarethen / Österreich organisierte auch er Bildhauersymposien, zu denen er immer wieder Kollegen nach St. Wendel einlud. Auf den Höhen von Baltersweiler verbinden sich die Werke mit der sanften Hügellandschaft, andere begleiten den Saarland Rundwanderweg. Sie schlossen sich im Laufe der Jahre zur Skulpturenstraße zusammen. Die Zeit seit 2004 war ausgefüllt von einer Idee, die der Künstler Otto Freundlich vor 70 Jahren hatte und nicht mehr verwirklichen konnte, eine völkerverbindende Straße quer durch Europa zu schaffen.
Kornbrust konnte dieses Vorhaben in die Realität umsetzen. Die „Straße des Friedens – Straße der Skulpturen in Europa“ führt heute vom Atlantik bis nach Moskau. Ein Verein wird sich auch weiterhin darum kümmern. Leo Kornbrust wurde mit Auszeichnungen geehrt: Stipendiat der Villa Massimo in Rom, Albert Weisgerber Preis St. Ingbert, Kunstpreis des Saarlandes, Mia-Münster-Preis St. Wendel, Kunstpreis der Sparda Bank für Kunst im öffentlichen Raum und Ehrenbürger der Stadt St. Wendel. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen würdigten sein Werk, seine Arbeiten finden sich in den renommiertesten Sammlungen. Seinem Haus an der Damra hat er einen Ausstellungsraum angefügt, wo ständig sein Werk zu sehen sein soll.
Als die Kraft nicht mehr reichte den Meißel zu führen, griff er wieder zum Stift und zeichnete. Dazu führte er eine ausgiebige Korrespondenz mit seinen Freunden, wobei jeder Brief die Empfänger mit einer Zeichnung erfreute. Jetzt hat auch dieser Stift seine Aufgabe erfüllt, die Stimme, die so gerne Geschichten erzählte, ist verstummt. Aber sein Werk bleibt und wird die Erinnerung an einen liebenswürdigen, so großen Künstler bewahren.
Marlen Dittmann