Heike Laub ist als Clownin vor allem in Altenheimen aufgetreten und schaut sich nun anderweitig nach Stellen um © Lilli Breininger
Etliche Künstler*innen, Selbstständige und Kreative werden durch die Corona-Lockdowns stark beeinträchtigt und können ihrer Arbeit nicht mehr oder nur noch bedingt und eingeschränkt nachgehen. Sie erleiden vor allem auch große finanzielle Verluste. Ganz zu schweigen davon, dass die für Kunstschaffende essentielle Interaktion mit dem Publikum wegfällt. Sind Künstler*innen systemrelevant? Was ist der Mensch ohne Kunst und Kultur? Das fragen sich viele, die sich durch die Krise verunsichert und bedrängt fühlen.
Als selbständige Fotografin in der Gründungsphase ist mir das alles schmerzlich bewusst und ich interessiere mich ganz besonders dafür, wie andere Kreative mit der Situation umgehen.
Die Krise ist eine existentielle Herausforderung und sie eröffnet nach meiner Erfahrung auch ganz neue und originelle Formen kulturellen Schaffens wie Streaming und andere Online-Performances, vermag aber nicht annähernd Ersatz zu bieten für die gewohnte und traditionelle künstlerische Arbeit im öffentlichen Raum.
Für die Schmuckdesignerin Pia Groh zum Beispiel sind die Haptik, der Wert und überhaupt die Darstellung ihres Schmuckes über das Internet praktisch nicht vermittelbar. Die Tänzer Ben und Nik vom Lindy Hop in Saarbrücken haben ein Online-Programm auf die Beine gestellt und stehen weiterhin positiven Sinnes mit ihrer Tanzgemeinschaft in Kontakt. Trotzdem fehlen die Live Musik und die Menschen, die die Stimmung ausmachen – ganz ungeachtet, der fehlenden Einnahmen. Auch der Direktor des Theaters Überzwerg Bob Ziegenbalg, der Musiker Marius Buck und die Clownin Heike Laub sehen das so. Die Grafikerin Michaela Reinhard berichtet, Krisen seien zwar in der Soloselbstständigkeit ganz normal, doch diese Krise treffe ins Mark und nehme jeglichen Handlungsspielraum.
Selbst der Versuch, mit den Einschränkungen kreativ umzugehen, ist letztendlich durch das Verbot öffentlicher Auftritte zunichte gemacht worden. Vielen der Portraitierten fehlt einfach das pulsierende kulturelle Leben in der Stadt. Die Motivation bleibt auf der Strecke und die Inspiration droht durch die nimmer wieder verlängerten Auftrittsverbote gänzlich verloren zu gehen.
An die langfristigen Auswirkungen wage ich gar nicht erst zu denken.
Lilli Breininger (mit diesen und weiteren Bildern) im OPUS Kulturmagazin Nr. 85 (Mai/Juni 2021)
Die Autorin ist Ethnologin und arbeitete im Feld der politischen Bildungsarbeit. Sie studierte außerdem Fotojournalismus und wohnt neuerdings in Saarbrücken. Mehr über ihre Arbeit unter www.lillibreininger.de