Kamimaro aus Japan zaubert gern mit Kindern. ©Jörg Fischer, jfischmedia
Gaukler gab es schon auf den Marktplätzen des alten Griechenland. Von Zauberkunst spricht man seit dem 18. Jahrhundert. Und auch im Internet-Zeitalter faszinieren Magier in aller Welt die Menschen. Dabei können die Straßenzauberer als direkte Nachfahren der seit Jahrhunderten aktiven Taschenspieler betrachtet werden.
Die kann man sehr gut in St. Wendel beim „Internationalen Wettbewerbs der Straßenzauberer“ bestaunen, das am ersten August-Wochenende bereits zum 19. mal in der malerischen Altstadt im Nord-Saarland über die Bühne geht. Das Fest in St. Wendel hat sich inzwischen zu einer Art Familientreffen der Straßenzauberer aus aller Welt und von Besuchern aus nah und fern entwickelt.
Die Zuschauer können hautnah die Künstler erleben, mit ihnen fachsimpeln oder einfach nur über deren Fingerfertigkeit staunen und über deren Späße lachen. Gemeinsam wird so manche Party in der City oder auf dem Campingplatz gefeiert, den die Stadt kostenlos zur Verfügung stellt. Wer es bequemer mag, kann sich auch in einem Hotel, einer Pension oder einer Ferienwohnung in der Stadt oder im Umland einquartieren.
Im Mittelpunkt steht am ersten August-Wochenende in St. Wendels Altstadt natürlich immer die Zauberei. Gezaubert wird Freitag bis Sonntag auf dem Schloßplatz und rund um die Wendelinusbasilika. Der „Wendelsdom“ aus dem 14. Jahrhundert ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Und auch während des Zauberfestivals lädt er zum Besinnen und Ausruhen vom bunten Treiben draußen ein. Zum Verschnaufen gibt es auch zahlreiche Restaurants, Cafes, Eisdielen und Imbissstände – sofern man noch einen Platz ergattert.
Auf den Aktionsplätzen zaubern auch in diesem Jahr wieder 16 Magier aus aller Welt um den Meistertitel, aber insbesondere am „Familiensonntag“ zeigen auch andere Zauberer ihr Können. Bei der Straßenzauberei geht es neben der Fingerfertigkeit erstmal darum, die Menschen zum Stehenbleiben zu bewegen und die Zuschauer so zu faszinieren, dass sie am Ende ihren Obolus in den Hut schmeißen. Denn neben dem „Hutgeld“ bekommen die Künstler nur eine geringe Aufwandsentschädigung, aber keine Gage.
Dabei kommen viele von ihnen von weit her. In diesem Jahr ist mit Magic Mark erstmals ein Zauberer von den Philippinen dabei. Sammy Showtime fliegt aus Australien ein, George Gilbert aus den USA und Kamimaro aus Japan. Erstmals dabei sind auch Kalibo (Saarbrücken), Amazing Georges (Frankreich), Gunther Stange (Heilbronn) und Txema (Spanien).
Mario Morris, Straßenzauber-Legende aus Wales, reist erstmals seit 2013 wieder nach St. Wendel. Ein ganz „alter Hase“ ist dagegen der Schotte Ted McKoy. Ein anderer aus dem Fernsehen bekannter Dauergast ist diesmal nicht dabei: Tobi van Deisner ist mit seiner Familie auf Weltreise. Am Samstagabend gibt es auf dem Schlossplatz – oder bei schlechtem Wetter im wenige Schritte entfernten Saalbau – eine Zaubergala, bei der auch die Sieger des Wettbewerbs gekürt werden. Auch diese Veranstaltung ist umsonst. Ein Tipp: rechtzeitig Sitzplätze sicher. Denn auch in diesem Jahr dürfte es wieder proppenvoll werden.
Jörg Fischer in OPUS 74 (Juli / August 2019) auf S. 78 & 79