Title: Stella Hamberg, das ist das, 2015, Sammlung Wemhöner, Foto: Mick Vincenz, © Stella Hamberg, courtesy GALERIE EIGEN+ART Leipzig/Berlin, 2021
„Geschmolzenes Metall ist wie kurz in das Licht der Sonne zu blicken.“
Stella Hamberg
Stella Hamberg (*1975, lebt und arbeitet in Berlin und Brandenburg) ist eine Ausnahmeerscheinung im aktuellen dreidimensionalen Kunstschaffen. Ihre bisher umfassendste Museumsschau zeigt 23 Arbeiten aus den Jahren 2006 bis 2021. Gegen den Trend knüpft die Bildhauerin selbstbewusst an klassische plastische Traditionen an, entwickelt dabei aber ihre eigene zeitgemäße bildnerische Handschrift im Zusammenspiel von Antike, Mittelalter und Moderne. Im Zentrum steht stets das Ringen mit der zeitgenössischen Darstellbarkeit der menschlichen Figur und ihren formalen wie existentiellen Fragestellungen.
Mit großer handwerklicher Könnerschaft gelingen Stella Hamberg übermannshohe und tonnenschwere Großskulpturen ebenso wie kleinformatige Werkgruppen. Ihre beeindruckenden Plastiken realisiert sie vorwiegend im traditionsreichen Werkstoff Bronze, der von jeher die Dauerhaftigkeit mit der Metamorphose verbindet. So bleibt der Schöpfungsprozess ausgehend vom weichen Ausgangsmaterial Ton oder Gips auch im vollendeten Werk sichtbar. Die Patinierung der Skulpturen reicht von schwarz glänzenden oder stumpfen bis hin zu farbigen Oberflächen. Im Kontrast dazu stehen jüngere Werke aus glatt geschliffenem Alabastergips in strahlendem Weiß.
Monströs und vor urwüchsiger Vitalität strotzend oder aber besiegt und im Scheitern begriffen stellen sich uns die menschlichen und tierischen Wesen entgegen. Mal erinnern ihre abstrakten Formen an mythologoische Fabelwesen, mal handelt es sich um fragmentarische Körperstudien. Der Körper ist zentrales Element in der Kunst von Stella Hamberg. Er ist grundlegende Bedingung und bestmögliches Instrumentarium bei der Wahrnehmung der eigenen Leibhaftigkeit und Kreatürlichkeit. Indem die Künstlerin ihren Figuren eine unmittelbare Gegenwart verleiht, gibt sie uns digital fragmentierten Menschen des 21. Jahrhunderts unseren Körper zurück.
Als ein Fest von Licht, Schatten und Kontur inszeniert die Ausstellung »Corpus« die kraftvollen Skulpturen Stella Hambergs mit ihren teils expressiv-rohen teils fein modellierten Oberflächen. Erstmals seit Jahren wurden Einbauten auf der obersten Ausstellungsetage wieder entfernt und die Oberlichter geöffnet, so dass die einzigartige Präsenz ihrer bildhauerischen Formen für die Betrachter*innen buchstäblich im schönsten Licht erscheint. Diese besondere Ausstellungsinszenierung verbindet sich mit dem diesjährigen Themenjahr des Arp Museums Bahnhof Rolandseck »Fantastisch plastisch«. Hier treffen Stelle Hambergs Skulpturen auf die historischen Meisterwerke der Sammlung Rau und auf die Ausstellung »Rodin / Arp«. Im hochkarätigen Zusammenspiel durch die Jahrhunderte entrollt sich vor unseren Augen die Entwicklungsgeschichte der Skulptur vom Mittelalter bis hin zur Gegenwartskunst.
Die digitale Eröffnung findet am Sonntag, den 9. Mai 2021 ab 11 Uhr online statt. Verfolgt werden kann Sie auf der Website (www.arpmuseum.org) oder auf den Social Media Kanälen des Museums.
03/05/2021