Im Kreuzgang des ehemaligen Augustinerklosters Landau © Nicole Baronsky-Ottmann
Landau überrascht. Dort, wo in anderen Pfälzer Orten enge Gassen und Fachwerkhäuser das Bild prägen, verfügt Landau über den großzügigen, fast quadratischen Rathausplatz, der sich vorzüglich für Stadtfeste und Wochenmärkte eignet. Und statt mittelalterlicher Enge erlebt man in Landau einen Kranz von weiträumigen Boulevards, entlang derer sich prächtige Architektur entfalten konnte. Landau wurde um 1260 von Graf Emich IV. von Leiningen-Landeck gegründet, schon er ließ eine Befestigung als zusätzlichen Schutz für seine Burg Landeck errichten.
Ab 1680 gehörte Landau zu Frankreich, wurde von Vauban zu einer Festung ausgebaut, für die die mittelalterliche Stadt zum großen Teil niedergebrannt wurde. Beim Neubau entstanden nun gerade Straßen, rechtwinkelige Bauquadrate und der Marktplatz. Im Historischen Stadtmuseum kann man ein Modell der Stadt mit der Vauban-Festung von 1740 besichtigen. Nach dem Krieg 1871 war Landau nicht mehr Grenzstadt, die Festung wurde geschleift, neue Straßenzüge entstanden. Landau wurde zum Zentrum des pfälzischen Weinhandels und galt bald als wohlhabendste Stadt der Pfalz. Dies lässt sich bis heute an der für eine Kleinstadt prächtigen Architektur ablesen. Es entstanden großzügige, repräsentative Bürgerhäuser aus Sandstein entlang der neu angelegten Ringstraße und ihrer Seitenstraßen. Landau besitzt trotz Kriegszerstörungen viele barocke, klassizistische und historistische Gebäude.
Wahrzeichen von Landau ist die evangelische Stiftskirche, 1333 südlich der Queich errichtet. Die Stiftskirche ist die größte gotische Kirche in der Pfalz, mit einem imposanten, massiven Turm, der das Stadtbild prägt. In der heutigen Taufkapelle wurden Ende des 19. Jahrhunderts gotische Fresken freigelegt. Das ehemalige Augustinerkloster in der gleichnamigen Gasse ist im Wesentlichen eine spätbarocke Anlage. Der spätgotische Kreuzgang aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, samt hübsch angelegtem Garten, ist bis heute ein Ort der Stille und lohnt den Besuch.
Eine gewisse Berühmtheit erlangte Landau auch wegen einer Kutsche, dem Landauer. Dies ist eine viersitzige, vierrädrige, gefederte Kutsche mit zwei Sitzbänken. Die Kutsche lässt sich von einem offenen in einen vollständig geschlossenen Wagen umwandeln und wurde im 18. und 19. Jahrhundert in ganz Europa zum bevorzugten Reisewagen und Statussymbol. Die genaue Herkunft des Namens ist bis heute nicht geklärt. Aber schon Goethe deutete an, dass in Landau Wagen dieses Typs zuerst oder in besonderer Qualität gebaut worden seien.
Heute erinnert man in Landau gerne an Thomas Nast, der 1840 dort geboren wurde. Er war ein deutsch-amerikanischer Karikaturist und wird als Vater des politischen Cartoons angesehen. Darüber hinaus entwickelte er in seinen Karikaturen einen Pfeife rauchenden, gemütlichen alten Mann mit weißem Bart. Aus dieser Vorlage wurde 1923 im Zuge einer Werbekampagne eines amerikanischen Getränkeherstellers der heute bekannte Weihnachtsmann. Kein Wunder, dass der Weihnachtsmarkt in Landau daher Thomas-Nast-Nikolausmarkt heißt.
Landau verfügt über eine große Anzahl an Restaurants und Weinstuben. Wer regionale Gerichte aus regionalen Produkten mit Weinen von fünf regionalen Winzern testen möchte, dem sei die Weinstube Fünf Bäuerlein empfohlen.
Nicole Baronsky-Ottmann im OPUS Kulturmagazin Nr. 78 (März / April 2020) in der Rubrik Entdecken & Genießen