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Saarländisches Staatstheater Saarbrücken

Tosca im SST. Opus Kritik
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Leah Gordon als Flora Tosca und Oreste Cosimo als Mario Cavaradossi @ Foto Astrid Karger

Grandissimo!

Saarbrücker „Tosca“ als Festival der Sinne

 

von Thomas Krämer

„Tosca“– eine Oper, die noch immer elektrisiert, obwohl sie schon seit 125 Jahren auf den Bühnen in aller Welt steht. Nun hatte Puccinis Meisterwerk Premiere am Saarbrücker Staatstheater. Und wie immer bei Premieren durfte man gespannt sein, was die Saarbrücker Regie aus Puccinis Melodrama um eine Opernsängerin gemacht hat. Denn die Hauptfigur „Tosca“ gleicht einer Diva, die ebenso strahlen wie eifersüchtig sein kann, die mordet, Komplotte schmiedet und sich am Ende von der Engelsburg in den sicheren Tod stürzt – und das in politisch sehr unruhigen Zeiten. Keine leichte Kost also für Regisseur Markus Dietz. Aber er hat alles richtig, nein: fabelhaft gemacht, denn der Premierenabend entpuppte sich als ein Festival für die Sinne. Sehen und Hören, Genießen und sogar Riechen, denn zwei Vasallen greifen auf der Bühne zur Zigarette. Und das alles eingetaucht in eine farbig umrahmte Wechselbühne, die im 1. Akt (Dietz nennt ihn „Machtraum Kirche“) noch mit einer riesigen Gipskartonwand verschlossen war. Das machte natürlich neugierig. So hatte Dietz noch mehr bereit, um die etwas verworrene Geschichte um Liebe und Macht, um Betrug und Versprechen im Sinne des Komponisten umzusetzen: vor allem die Massenaufläufe der Chöre, die choreographisch perfekt die Bühne füllten und einen Sound verbreiteten, der messerscharf ins Auditorium geschickt wurde und doch eine samtene Patina durchhören ließ. Chordirektor Mauro Barbierato hatte einmal mehr erstklassige Arbeit geleistet. Ganz offensichtlich auch im kollegialen Miteinander zum Orchesterchef Justus Thorau, der die sehr unterschiedlich daher kommenden Musikpassagen aus dem Orchestergraben kongenial auf die Bühne schickte, und zwar mit einer traumwandlerischen Sicherheit, die sich zu einem perfekten Ganzen fügen sollte – formidabel! Und immer konnte man auch das italienische „Parfüm“ riechen, das für die Tonsprache Puccinis so wichtig ist. Die wohl wichtigste Entdeckung des Abends war ganz klar die kluge Hand, mit der die Hauptrollen besetzt wurden. Leah Gordon als Tosca, eine Sängerin, die mühelos alle Register und Registerlagen bedienen konnte und zudem schauspielerisch betörend die Bühne auszufüllen in der Lage war. Und auch Oreste Cosimo als Tenor für die Rolle des Liebhabers Cavaradossi zu besetzen war zweifellos eine kleine Sensation, denn im 3. Akt (Dietz nennt ihn „Machtraum Gefängnis“) musste Cosimo mit blutverschmiertem Hemd auf einem kleinen Tisch liegen (!) und die weltbekannte Brief-Arie mit ihren extremen Höhen von sich geben. Ganz offensichtlich war er damit alles andere als überfordert – welch eine Leistung! Und auch die weiteren Rollen waren optimal besetzt: Kammersänger Hiroshi Matsui als Nebenbuhler Angelotti, Benedikt Nelson als Polizeichef und Lustmolch Scarpa sowie Joachim G. Maaß als Mesner. Am Schluss brandete Jubel und staccatohafter, langer Beifall auf, aus dem man zwei Botschaften entnehmen kann: von dieser „Tosca“ wird man noch lange reden – so oder so. Und sie könnte schnell ausverkauft sein, daher empfiehlt sich ein rechtzeitiger  Kartenerwerb.

Filed Under: Kritik Tagged With: Bühne

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