
Titelbild: THE Prom – Aufführung 04 © Nicolas Schneider: Das Ensemble von THE PROM beim Abschlussball für Alle
Von: Magdalena Lambert
Während sich ein beträchtlicher Teil der Kulturinstitutionen in die Sommerpause verabschiedet hat, nutzt das Musical Projekt Neunkirchen den August für eine komplette Veranstaltungsreihe. Diese steht in langjähriger Tradition: Bereits seit 2003 finden in den Sommermonaten Musicalaufführungen in der Gebläsehalle Neunkirchen statt. Deren HauptdarstellerInnen sind in Castings ausgewählte AmateurInnen, die sich unter Leitung eines fünfköpfigen professionellen Kreativteams – Ellen Kärcher, Holger Hauer, Francesco Cottone, Amby Schillo und Markus Müller – dieses Jahr zu „The Prom – Der Abschlussball“ auf der Bühne präsentieren. Das Musical wurde letztes Jahr bereits aufgeführt; vielleicht ist das der Grund, warum die Premiere nicht voll ausgebucht war. Trotzdem war die Gebläsehalle gut gefüllt mit Lachen, Mitfiebern und Applaus aus dem Publikum.
Die Geschichte von „The Prom“ basiert auf dem Broadway-Musical von Matthew Sklar und Chad Beguelin und gehört in der Adaption von Ryan Murphy seit 2020 sogar zum Programm von Netflix, ist allerdings Geschmackssache: Eine Gruppe von New Yorker MusicaldarstellerInnen sucht aufgrund einer misslungenen Premiere nach Möglichkeiten, ihr geschundenes Image durch eine öffentlichkeitswirksame Aktion wieder aufzupolieren. Dafür reist sie weit in die Provinz, um Emma, einer lesbischen Schülerin, zu helfen, die vom Abschlussball ihrer Schule ausgeschlossen werden soll. Das sich daraus entspinnende Szenario wirkt sehr einfallsreich im besten Fall und an den Haaren herbeigezogen im schlechtesten. Es beruht aber, aller Unglaubwürdigkeit zum Trotz, auf wahren Tatsachen. Abgesehen davon trifft die Botschaft den Zeitgeist; es geht um Identitätsfindung, Gruppenzugehörigkeit und sexuelle Orientierung, oder, wie es eine der Protagonistinnen benennt: „Hier geht es um uns. Es geht darum, endlich wir selbst zu sein.“

Das Musical spielt mit Stereotypen, bricht diese auf, erfüllt sie aber auch: Sei es durch Tücken in der Übersetzung aus dem Englischen, wodurch manche Texte grob und undurchdacht daherkommen, oder Witze, bei denen man sich fragt, ob sie nicht schon längst ausgedient haben – die ursprüngliche Version für den Broadway ist immerhin von 2016. Dies tut der Leistung der DarstellerInnen allerdings keinen Abbruch: Auch wenn eine vielbesungene Zeile „Es wird in deinem Leben nie eine Probe geben“ lautet, so gilt das nicht für die Bühne, denn man merkt, wie viel Vorbereitung und Engagement hinter dem Abend stecken. Die Band sorgt für eine stabile Untermalung, die tänzerische Leistung ist auf einem guten Niveau und die Wechsel des Bühnenbilds greifen nahtlos ineinander über. Stimmlich herausragend ist Leni Saar als Emma und in ihrer schauspielerischen Leistung Thorsten Spengart als Barry Glickman und Susanne Kiefer als Mrs. Greene.
Interessant ist das Musical vor allem für diejenigen, die sich von der Thematik angesprochen fühlen und über manch misslungenen Witz hinwegsehen können, als auch für Musicalfans, die im Sommerloch der Kulturinstitutionen Lust haben, neue Talente zu entdecken. „The Prom“ ist grundsätzlich aber für alle Zielgruppen geeignet, oder, wie es der Schulleiter Tom Hawkins, gespielt von Ben Wichterich-Setz, sagt: „Auch Heteros mögen Musicals.“
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