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Kritik zu „Study for Life“ bei den Bregenzer Festspielen

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Titelfoto: Probenbild Study for Life – Tero Saarinen, Kaija Saariaho © Mikko Suutarinen

Von Christiane Magin

Mit „Study for Life“ warten die Bregenzer Festspiele mit einem multidisziplinären Stück auf, das Musik, Choreografie und visuelle Kunst verbindet. Alle Künste bedingen einander und verbinden sich zu einem faszinierenden Gesamtkunstwerk. Vier frühe Kompositionen der finnischen Komponistin Kaija Saariaho: „Study for Life“ (1980), „Petals“ (1988), „Lichtbogen“ (1986), „Attente“ und „Parfum de l’instant“ (beide aus 2002) umfasst die Performance, bei der es um das Verlangen nach Verbundenheit in einer fragmentierten Welt geht. Wie in einem Experiment verbinden sich akustische und elektronische Klänge zu einer fast traumwandlerischen Musiksprache.

Und die beherrschen die sechs Tänzer der Tero Saarinen Company mit Bravour. Offenbar empfinden sie die Klänge, die sie eindrücklich in Bewegung übersetzen – meist an der Orientierungsmarke – einem enormen Lichtkreuz über der Bühne – entlang. Und das zaubert immer andere Lichteffekte. Mal plätschert das Licht wie Regen, mal ist es fragmentiert, mal schwenkt die Mechanik der Beleuchtung und bezieht plötzlich auch das Publikum in das Geschehen ein, das sich bis zu dem Moment sicher in der Beobachterrolle wiegte.

Wegen dem schwarz glänzenden Lackboden spiegeln sich die Tänzer und werden selbst zu Projektionsflächen, auf denen das Licht Geschichten erzählt. Mit cremefarbenen, grauen und schwarzen Kostümen, die zart, aber doch futuristisch wirken, tanzen sie durch die wechselnden Lichtlandschaften. Sopranistin Raquel Camarinha sticht in strahlendem Weiß aus der Menge hervor. Glasklar ist ihre Stimme, kräftig und durchdringend.

Probenbild Study for Life – Tero Saarinen, Kaija Saariaho © Mikko Suutarinen

Zum Schauen gibt es enorm viel, während die Company mit und gegen das Licht tanzt, sich eint und wieder verliert. Offenbar empfinden die sechs Tänzer die Musik und wandeln sie in Bewegung um. Ein absurd-schönes Bild gestaltet sich, als neun Musiker auf Podesten auf Rollen hereingeschoben werden. Ein Cellist, ein Klangkünstler mit Xylophon, zwei Violinisten, eine Harfe und sogar ein Konzertflügel. Die Musiker werden zwischen den Tänzern bewegt und als sie positioniert sind, bewegen sich die Tänzer inmitten der Musik. Das Asko Schönberg Ensemble aus Amsterdam zählt zu den führenden Ensembles der zeitgenössischen Musik.

Die Podeste entpuppen sich im Finale als Spiegel, die zu Suchscheinwerfern werden. Die Tänzer fangen damit das Licht der Lampen ein, und dirigieren es, um ein Gegenüber zu finden. Sobald ein Tänzer in den Lichtstrahl gerät, versucht er, sich gegen das widerspenstige Licht zu nähern. Immer wieder wieder prallen die Tänzer ab, werden zurückgeworfen, geben aber nicht auf.

Dunkel ist diese Welt, die Fabiana Piccoli und Sander Loonen entwerfen. Das Licht darin ist kalt und unbeständig. Im Finale lullt es aber auch ein. Ein riesiger Schlund aus Gazestoff senkt sich von der Bühne herunter, um die Sopranistin zu verhüllen. Ein Hoffnungsstrahl.

Als die österreichische Erstaufführung der Performance endet, ist das Publikum wie benommen, ist es doch für eineinhalb Stunden komplett in die schillernde Klangwelt eingetaucht. Nach und nach steigert sich der Applaus der Festspielbesucher in Begeisterung, die diesmal in Blöcken rund um die Bühne die Präsentation verfolgen konnten. „Study for Life“ ist eine Koproduktion der Bregenzer Festspiele mit dem Holland Festival.

Filed Under: Allgemein, Kritik Tagged With: Bregenzer Festspiele, Bühne, Musik, Study for Life, Tanz

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