Eine Veranstaltung im Rahmen der Vortragsreihe „Erinnerungskulturen. Dialog, Diskurs, Dissens.“
Das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 gehört seit langem zum Gedenk-Kanon der Bundesrepublik. Oft werden die Verschwörer um Claus von Stauffenberg gar als Vordenker der freiheitlichen Grundordnung stilisiert. Ein Großteil der Deutschen hatte für sie indes noch Jahrzehnte nach dem Krieg nur Verachtung übrig. Inzwischen behauptet sogar die AfD, in ihrer Tradition zu stehen, weil sie Widerstand gegen ein vermeintlich unfreies System leiste. Es ist die vorerst bitterste Pointe einer langen Geschichte von Vereinnahmungen und politischer Instrumentalisierung.
Ruth Hoffmann (*1973) arbeitet als freie Autorin in Hamburg, u.a. für GEO, den Stern und den Spiegel. Sie hat Ethnologie, Geschichte und Politik studiert und ist Absolventin der Henri Nannen-Journalistenschule. Ihre Texte drehen sich oft um die Vergangenheit: Sie interessiert, was Menschen zu dem gemacht hat, was sie sind, wie Ereignisse und Entwicklungen ein Land, eine Gemeinschaft oder einzelne Biografien prägen. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf der deutschen Geschichte bis heute, ihrer Aufarbeitung und Verdrängung – und ihrem anhaltenden Nachhall in der Gesellschaft und den Familien. 2012 erschien ihr Buch Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat, über die Kindern hauptamtlicher Mitarbeiter des MfS. Ihr zweites Buch Das deutsche Alibi. Wie der 20. Juli 1944 verklärt und politisch vereinnahmt wird erschien im April 2024 und ist für mehrere Preise nominiert.