Gegen 36 Konkurrenten durchgesetzt: Michael Schulz wird neuer Generalintendant
des Saarländischen Staatstheaters © Foto Burkhard Jellonnek
Michael Schulz folgt Bodo Busse
Der neue Generalintendant brilliert mit eindrucksvoller Karriere
Das von Kulturministerin Christine Streichert-Clivot bestens gehütete Geheimnis um den Chefposten des Saarländischen Staatstheaters ist gelüftet: Michael Schulz heißt der neue Generalintendant in Saarbrücken. Der aktuelle Chef des Musiktheaters im Revier aus Gelsenkirchen tritt ab der Spielzeit 2025/26 die Nachfolge von Bodo Busse an, der seine eindrucksvolle Karriere mit der Intendantenposition der Staatsoper Hannover krönt.
„Mit Lampenfieber“ sei er am Morgen zuhause in Gelsenkirchen aufgewacht, um die Chefposition in Saarbrücken zu übernehmen. So weit im Süden habe er noch nicht gearbeitet, und dass er auch die für ihn ungewohnten Schauspielsparte führen dürfe, sei für ihn die Erfüllung eines langgehegten Traums, verriet Michael Schulz auf seiner ersten Pressekonferenz in Saarbrücken, vorgestellt von der sichtlich begeisterten Kulturministerin Christine Streichert-Clivot, seiner neuen Aufsichtsratsvorsitzenden.
Michael Schulz kommt mit der beeindruckenden Referenz, seit 16 Spielzeiten das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen geführt zu haben. Gegenüber 36 konkurrierenden Bewerbungen konnte sich der im norddeutschen Soltau 1966 geborene Regisseur und Musiktheaterfachmann durchsetzen, der sich unter anderem am Aolto-Theater in Essen und als Operndirektor in Weimar einen Namen gemacht hat. Das „Musiktheater im Revier“ in Gelsenkirchen hat er mit spezifischer Ausrichtung auf den Ruhrpott installiert, keine unbedingt leichte Aufgabe angesichts eines Umfelds, das sicherlich schneller auf Fußball und andere Freizeitbeschäftigungen anspricht als auf Kultur. Diese konzeptionelle Transformation ist ihm bestens gelungen, sicherlich auch ein Fingerzeig, warum er sich als erfahrener Fachmann für den Saarbrücker Chefposten empfehlen konnte. Er ist nach eigenen Worten keiner mit dem Sendungsbewusstsein, mit dem Theater die Welt retten zu wollen, sondern einer, der auf die Impulse setzt, die das gemeinsame Erleben von Geschichten in den Zuschauern auslöst. Einer, der einer Gesellschaft im digitalen Umbruch im Theater Erlebnisse der Entschleunigung ermöglichen möchte. In seinem Haus soll man sich künftig auf eine Sache konzentrieren können: es geht um den Menschen, so die Botschaft von Michael Schulz.
Was bringt er mit nach Saarbrücken? Mit Sicherheit kein Stühlerücken, er kommt nicht mit vielen Ensemble-Mitgliedern aus Gelsenkirchen, sondern nur mit einigen wenigen, engen Mitarbeitern. Wichtig sind ihm die Theaterpädagogik und die kulturelle Bildung. Da wundert es nicht, wenn er nach dem Gelsenkirchener Modell auch in Saarbrücken eine eigene Sparte für das Puppen- und Figurentheater installieren möchte. Das eröffnet sicherlich neue Publikumsschichten, wie man anlässlich des Perspectives-Gastspiel im Staatstheater mit dem gewaltigen, ob seiner sensationellen Bilder geradezu atemberaubenden Moby Dick-Stück nach Herman Melville vor einiger Zeit erleben konnte. Oder an das von Christian Caimacan verantwortete Figurentheater im Kleinen Rathaus, das hatte schon Strahlkraft beileibe nicht nur beim jüngsten Publikum. Ansonsten ließ sich Schulz noch nicht in die Karten schauen. Der Komponist Kurt Weill sei noch hinlänglich zu entdecken, gerade ohne sein Alter Ego Bertolt Brecht. Im Schauspiel wolle er auch die Spielform des Dokumentartheaters für Saarbrücken entdecken und da gebe es noch eine große französische Oper, die hier noch nie gespielt wurde. Welche? Da gab sich der künftige Generalintendant schmallippig und verwies auf 2025! Auch darauf darf man mit Blick auf die Zukunft in Saarbrücken gespannt sein.
Burkhard Jellonnek