• Skip to main content
  • Skip to secondary menu
  • Skip to footer
OPUS Kulturmagazin

OPUS Kulturmagazin

Das Kulturmagazin der Großregion

  • News
  • Kulturleben
  • Kritiken
  • Veranstaltungskalender
  • Shop
  • abo
  • OPUS-Card

Wagner aus dem Laboratorium

Jetzt teilen

Szenenbild aus „Rheingold“ © Martin Kaufhold / Saarländisches Staatstheater

Die Vertreter der reinen Lehre, die Hardliner unter den Wagnerianern und Bewahrern, denen die Musik Wagners heilig ist, brachen in ihre schon fast obligatorischen und erwartbaren Buhs aus, als sich der Vorhang nach dem letzten Akkord der Oper „Das Rheingold“ geschlossen hatte, auf der Bühne des Saarländischen Staatstheaters, das den gesamten „Ring“ im Laufe der kommenden Jahre herausbringen wird.

Die Sprache und die Musik, die Geschichten und Sagen von Königen, Helden, von Göttern und Intrigen, all das wirkt für viele, namentlich jüngere Zuschauer heute eher verstörend, völlig aus der Zeit gefallen. Für sie sind das Geschichten, die mit unserem Leben nichts zu tun haben. Die Musik allerdings fasziniert weiter … und die Geschichte darf man, muss man wohl immer neu erzählen, neu deuten. Das tut das ungarische Regieteam mit Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka – und zwar ganz anders, als man erwarten durfte. In Saarbrücken ist Walhalla ein Laboratorium, in dem offensichtlich auch Menschenversuche gemacht werden, die Burg Walhalla ist ein DNA-Strang, die Rheintöchter sind medizinisch-technische Assistentinnen, der Nibelungenschatz ist das Wissen der Forscher, das sind aber auch neugeborene Babys, den Müttern entrissen, und auf den Laboratoriumstischen für Experimente genutzt. Die Götter sind Ärzte, alle in weiß, alle mit Sidecut Frisur, teils mit durchsichtigen Ganzkörperanzügen, wie man sie aus den Intensivstationen der Corona-Zeit kennt.

Aus Göttern werden Menschen und es sind die Engel in Weiß, die Mediziner, die hier das Sagen haben. Das Laboratorium ist der Ort, an dem Zukunft gemacht wird und in dem sich eine Elite anschickt, die Entwicklung und schließlich die Macht an sich zu reißen. Es gehe, so Alexandra Szemerédy, „auch um die Grenzen des Menschseins, um die rasante Entwicklung der Technologie. In unserer Konzeption unternehmen wir ein Gedankenexperiment: Was passiert mit einer Gesellschaft, in der nur Privilegierte Zugang zu Formen der Selbstoptimierung wie z.B. Genetic Engeneering oder Künstlicher Intelligenz haben, in der“Designerbabys“ zur natürlichen (Aus)wahl werden“. Insofern kann man das neugeborene Baby, das Erda entrissen wird, auch als den eigentlichen Nibelungenschatz auffassen und natürlich das Wissen über die neuesten Techniken. Der Mythos ist eine hochtechnisierte Welt. Doch – und das zeigt die Inszenierung – die alten Beziehungsnetze, die alten menschlichen Auseinandersetzungen bleiben, wie auch die alten Träume von ewiger Jugend und ewigem Leben. An dieser Stelle bricht das Regieteam nicht mit der Wagner‘schen Welt. Der Apfel Freias ist Verführungs- und Überlebensmoment. Im Götterolymp ist alles wie beim alten Wagner.

Das technisch anmutende Bühnenbild hat zwei Ebenen: eine untere, in der die Rheintöchter wohnen und die wie ein Laboratorium gestaltet ist, in dem die Laborantinnen mit Pipetten arbeiten. Rein-Raum steht sinnigerweise an der Tür. In der oberen Ebene befindet sich der Götterhimmel, mit Couchecke für Wotan und mit einem Fitnessraum für Donner und Froh.

Wotan ist Peter Schöne, mit ausdrucksstarkem Gesang, aber auch mit überzeugendem Spiel – körperlich eigentlich keine ‚Wotan-Figur‘, wie man sich vorstellen kann, doch er hat im Chefarztkittel trotzdem Gewicht. Judith Braun als Fricka hat viele wunderbare Momente. Einer der Besten war Algirdas Drevinskas als Loge. Leider war Werner van Mechelen, der den Alberich spielten sollte, sehr kurzfristig erkrankt. Noch am Vormittag der Premiere konnte man Christian Henneberg gewinnen, der vom Pult aus sang, während der Regieassistent Gaetano Franzese die Rolle auf der Bühne verkörperte.

Was einem schnell auffällt, ist die latente Aggression fast aller Protagonisten, die erst mit dem Auftritt der Erda in einem Paradiesgarten einen Wärmestrom erhielt. Sie, Melissa Zgouridi, wurde am Ende auch ganz besonders bejubelt. Sie ist längst ein Publikumsliebling in Saarbrücken geworden.

Das Orchester war tadellos und Sébastien Rouland hatte die Balance von Bühnenstimmen und Orchester sehr gut in der Hand. Er ließ es krachen, wenn es musste, wusste sich mit dem Instrumentalpart auch zurückzunehmen, wenn es intimer wurde. Sehr schön musizierte er das Rauschen der Rheinwellen, ein Ligeto-ähnliches Klangfeld.

„Darf man diese Oper so inszenieren?“, fragte jemand nach der Aufführung. Man darf, man sollte sogar, denn neue Bühnenräume tun der Oper gut.

 

Friedrich Spangemacher

Filed Under: Archiv

Footer

Was ist OPUS?

OPUS ist das spartenübergreifende Kulturmagazin für die Großregion Saar-Lor-Lux, Rheinland-Pfalz, Rhein-Main und Rhein-Neckar.
Sie möchten vor Abschluss Ihres Abonnements einen Blick in das OPUS Kulturmagazin werfen? Hier finden Sie wechselnde Beiträge als kostenfreie Leseprobe.
Leseprobe #1
Leseprobe #2

 

OPUS abonnieren

Jede Ausgabe „druckfrisch“ in Ihrem Briefkasten.
6 Ausgaben für 45 € im Jahr.
Studenten-Abo nur 25 € im Jahr.
Jetzt mehr erfahren

 

Leserbriefe

Leserbriefe zum OPUS Kulturmagazin
können Sie direkt auf unserer Leserbrief-Seite einsenden.

Gerne auch per E-Mail an
info@opus-kulturmagazin.de

oder postalisch an

Verlag Saarkultur GmbH
Stengelstr. 8
66117 Saarbrücken

Bitte beachten Sie unsere Richtlinie für Leserbriefe!

 

Spendenaufruf

Aufgrund der enormen Kostensteigerungen bei Druck, Energie und Vertrieb sowie Einbußen bei Anzeigen im gewerblichen Bereich ist OPUS Kulturmagazin in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. Deswegen geht unsere Bitte an alle, die unser Magazin mögen und schätzen, uns mit einer Spende an unseren gemeinnützigen Verein zur Förderung der Kultur zu unterstützen. Auf diese Weise tragen Sie dazu bei, unsere Existenz zu sichern, die in hohem Maße gefährdet ist.
Bitte überweisen Sie Ihre Spende an:
Verein zur Förderung der Kultur im Saarland e.V.
Sparkasse Saarbrücken
IBAN: DE78 5905 0101 0067 0951 66
BIC: SAKSDE55XXX
Selbstverständlich erhalten Sie vom Verein eine steuerabzugsfähige Spendenquittung. Bitte teilen Sie uns zu diesem Zweck Ihre Anschrift mit.
Wir danken Ihnen sehr herzlich,
Ihr hoch engagiertes OPUS-Team
Dr. Kurt Bohr, Johann Emilian Horras,
Mario Kühn-Dach

 

  • News selbst einstellen
  • Neu: Veranstaltungskalender – Userregistrierung
  • Leserbriefe
  • Impressum
  • Datenschutz
  • AGB
  • Kontakt
  • Mediadaten
  • Zugang

Suche

  • E-Mail
  • Facebook
  • Instagram
  • LinkedIn

Copyright © 2025

Cookies
Damit dieses Internetportal ordnungsgemäß funktioniert, legen wir manchmal kleine Dateien – sogenannte Cookies – auf Ihrem Gerät ab. Das ist bei den meisten großen Websites üblich.
Akzeptieren