v.l.n.r.: Oswald Bubel, Bürgermeister Michael Adam, Barbara Fontaine, Martin Grasmück © Petra Pabst
Eugen Helmlé Übersetzerpreis an Barbara Fontaine überreicht
Ansprachen und Laudatio von hoher Substanz, dazu eine vortreffliche Lesung
Es war ein großer Abend. Zahlreich erschienen war wieder einmal das Publikum, das Ludwig Harig und Eugen Helmle als berühmte literarische Söhne der Stadt Sulzbach kennt und zu schätzen weiß und mit einem wunderbaren Kulturerlebnis beglückt wurde.
Es begann unter souveräner Moderation der SR-Literaturjournalistin Tilla Fuchs mit substanzvollen Begrüßungsansprachen der Chefs der Preis-Ausrichter, die die Arbeit der Jury lobten und die Preisträgerin Barbara Fontaine mit einfühlsamen und wertschätzenden Worten beglückwünschten.
Der Sulzbacher Bürgermeister Michael Adam würdigt den berühmten Namensgeber des Übersetzerpreises und betont auch das langjährige Engagement seiner Stadt, etwa in der deutsch-französischen kulturellen Zusammenarbeit. Besonders herzlich begrüßt er den französischen Generalkonsul Sébastien Girard als Partner und verweist auf den Deutsch-französischen Chanson- Preis und zahlreiche weitere Literaturveranstaltungen, die häufig von Chansonsänger und Autor Wolfgang Winkler initiiert wurden.
SR-intendant Martin Grasmück freut sich über die Anwesenheit der Preisträgerin und ihres wichtigsten Autors Hans-Ulrich Treichel und lobt die Arbeit der Jury (Literaturjournalistin Susanne von Schenk, Colette Gravier, Literaturbeauftragte der Direction des Affaires Culturelle Régionale der Région Grand Est und Tilla Fuchs, Literaturredakteurin des SR). Grasmück bekräftigt den nachhaltigen Einsatz seines Senders für die Literatur. Er nutzt seinen Auftritt zudem, um den wichtigen verfassungsrechtlich gestützten Medienauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hervorzuheben angesichts von Anwürfen und Zumutungen im Zusammenhang mit dem Skandal um die inzwischen abgetretene Führung des ARD-Sender Rundfunk Berlin-Brandenburg.
Lesung der Übersetzerin Barbara Fontaine und des Autors Hans-Ulrich Treichel anlässlich der Veleihungsfeiner am 9. September 2022 in der Sulzbacher AULA
Oswald Bubel, Präsident der Stiftung Metall und Elektro, sieht sich diesbezüglich an der Seite des Intendanten. Er betont die herausragende Bedeutung dieses Preises im kulturellen Engagement der Stiftung und verweist auf die eindrucksvolle Reihe der bisherigen namhaften Preisträgerinnen und Preisträger seit der erstmaligen Vergabe im Jahre 2005 an Tobias Scheffel. Bubel sieht das Verbindende der Literatur, die uns für das Denken anderer öffne. Er freut sich besonders darüber, dass heute eine Übersetzerin geehrt wird, der es gelingt, deutsche Literatur auf höchstem Niveau ins Französische zu übertragen.
Es folgt die per Video in die Aula übertragene Laudatio der französischen Übersetzerin Corinna Gepner, die persönlich nicht vor Ort sein konnte. Selbst Preisträgerin im Jahre 2020, offenbart sie sich freimütig als Schülerin der diesjährigen Preisträgerin Barbara Fontaine. Sie hebt die eindrucksvolle Empathie und wissenschaftliche Kompetenz sowie den besonderen Einsatz der Preisträgerin für ihre Autorinnen und Autoren hervor. Nach intensiver Lektüre der von ihr ausgewählten Werke werde sie persönlich bei ausgewählten Verlagen vorstellig, um diese für die Publikation der von ihr übersetzten Bücher zu gewinnen. Mit Erfolg. Corinna Gepner hebt die für sie vorbildliche ganzheitliche Methode hervor, mit der sie die individuellen Besonderheiten der von ihr auserkorenen Texte erfasst und die von ihr betreuten Autorinnen und Autoren analysiert.
Zum Highlight gerät am Ende der Veranstaltung die höchst einfühlsame und fesselnde Lesung von Marion Fontaine und Hans-Ulrich Treichel aus dessen jüngstem Roman „Schöner denn je“ – er aus der Originalfassung, sie aus den entsprechenden Passagen ihrer Übersetzung. „Jedes Mal, wenn ich eines seiner Bücher übersetze, ist es wie nach Hause kommen“, sagt Barbara Fontaine über Treichel, von dem sie seit 2004 immerhin sieben Romane ins Französische übertragen hat.
Die Jury: „Das größte Kompliment für Barbara Fontaine ist, wenn man bei der Lektüre ihrer Texte vergisst, dass es sich dabei um eine Übersetzung handelt“. Das werde besonders deutlich in ihrer französischen Version der Romane Hans-Ulrich Treichels.
Langer Beifall für eine bestens gelungene Kultursoiree.
Kurt Bohr