Bild: Elena Kayser bei der Arbeit in ihrer Werkstatt © Leo Wies
Elena Kaysers Schmuckstücke aus recyceltem Zinn unter dem Label ENA
„Mein Schmuck ist während des Studiums entstanden. In einem Projekt hatten wir acht Wochen Zeit, um ein Produkt zu entwickeln, das anschließend in einem Pop-up Store in Saarbrücken verkauft wurde – quasi als Feuerprobe, ob es ankommt und man es vermarkten kann“, erzählt Elena Kayser, Studentin für Produktdesign in Saarbrücken. Schmuck gehört allerdings nicht in erster Linie zu ihrem Studium, denn hier liegt der Fokus auf Produktdesign. „Aber das Zinn hat für mich eine Familiengeschichte, da ich damit aufgewachsen bin. Mein Vater hat eine Zinngießerei. Da das Projekt in die Zeit der Pandemie fiel und alle Werkstätten der Hochschule geschlossen waren, konnte ich in der Werkstatt meines Vaters arbeiten.“
Zinn wird in Formen gegossen, die in Wasser abgekühlt werden, wodurch Zinnpartikel herausspritzen. „Die organischen Formen dieser Partikel inspirierten mich zur Entwicklung der Schmuckstücke“, erklärt sie. Elena Kayser fand zahlreiche Formen aus der Zeit des Jugendstils, in dem Kayserzinn verwendet wurde. Unter den alten Werkzeugen war ein passendes, um die Ohrringe, die sie sich vorgestellt hatte, zu fertigen. „Sie bestehen aus einer strukturierten Platte, auf die eine bestimmte Menge Zinn gegossen wird. Die Strukturen sind alle unterschiedlich, folglich entstehen nur Unikate.“ Da Zinn außer Mode ist, wollte sie dem Metall eine neue Wertigkeit geben. „Zinn läuft nicht so schnell an wie Silber und ist antibakteriell. Früher wurde es mit Blei gemischt, heute wird es mit dem total ungefährlichen Antimon legiert“, informiert die Studentin. Verwendet wird bleifreies, recyceltes Zinn, das eingeschmolzen wird.
Bis jetzt stehen Schmuck und Accessoires auf dem Programm der Designerin, der es um die Zufallsprodukte geht, die sie zu den Unikaten verarbeitet. Orientiert sie sich bei ihren Kreationen an Trends? „Nein, es sind zeitlose Produkte, die man immer tragen kann, sie sollen auch nachhaltig sein.“ Wichtig ist Elena Kayser ebenfalls die Zusammenarbeit innerhalb der Schmuckbranche – „mit interessanten Partnern, damit es spannend bleibt!“
Nicht nur Frauen kaufen ihre Modelle, ein männliches Publikum ist ebenfalls von dem Schmuck fasziniert, wohl auch, weil Zinn ein Industriemetall war. Die Ohrringe sehen zwar schwer aus, sind aber mit rund drei Gramm extrem leicht. Auch die Goldauflage fällt hier nicht ins Gewicht. Bei dickeren Broschen und Anhängern werden es ein paar Gramm mehr. „Aber dann kann ich mehr in die Tiefe gehen und die Strukturen besser ausarbeiten“, ist die Schmuckdesignerin überzeugt.
Catherine Noyer im OPUS Kulturmagazin Nr. 92 (Juli / August 2022)