Die Abbildungen zeigen l Wolfgang Neumann l Fleerer l 2021 l Öl und Acryl auf Leinwand l 150 x 180 cm; Wolfgang Neumann l Jolifanto l 2021 l Öl und Acryl auf Leinwand l 60 x 60 cm l copyright Wolfgang Neumann, courtesy galerie grandel
(red.) Wolfgang Neumanns Bilder sind ein Spiegel ihrer Zeit, oder besser: sie halten ihr den Spiegel vor. Ihnen haftet die Eulenspiegelei an, die ja immer ein Ausdruck von Humanismus gewesen ist. Wer sehen kann, dem ist es nun einmal aufgegeben, an der Vernageltheit der Welt zu leiden. Komik ist dagegen eine Waffe. Und sie ist scharf.
Umso mehr, als ja nun diese Bilder die Gegenständlichkeit nicht verleugnen, im Gegenteil gerät doch manches kenntlich bis über die Schmerzgrenze hinaus. Sich im Ungefähren, im Unstofflichen der Abstraktion zu verhalten, hätte ja auch stets die Neigung, der Welt und ihren unangenehmen Seiten aus dem Weg zu gehen. Wer aber deutlich wird, der kommt um die Stellungnahme nicht herum, nicht um die Position, die er bezieht.
Selbst wo seine Malerei der Zugriff an die rüden Gesten eines Expressionismus denken lässt, so ist die formale Lösung der bildnerischen Probleme stets sicher, und sind auch die Flächen, die den Figuren und ihren Aktionen Umraum bieten, durchgestaltet, durchgearbeitet und nie leer in dem Sinne, das da, wo nichts ist, künstlerische Verlegenheit wäre.
Diese Malerei ist sich sehr dessen bewusst, was sie der Kunstgeschichte verdankt, den Rubensschen Himmelsstürzen, den aberwitzigen Szenerien eines Hieronymus Bosch und Höllen-Brueghels, den anamorphotischen Verformungen, wie sie der Manierismus hervorgebracht hat: die Verzerrungen und Übersteigerungen der Gestalten, die bald Vexierspiel, bald Augentäuschung, bald doppelsinnig werden.
07. Mai bis 2. Juli 2022