Der Psychoanalytiker Alf Gerlach © Alf Gerlach
Saarbrückens Stadtarchiv-Chef Dr. Hans-Christian Herrmann will mit seiner Vortragseinladung an den in Saarbrücken lebenden Soziologen und Humanmediziner Dr. habil. Alf Gerlach einen nicht alltäglichen Blick auf die NS-Geschichte ermöglichen. Die Erinnerungskultur hat sich nach Herrmanns Einschätzung sehr stark mit den Opfern beschäftigt. Über den biografischen Weg und über Zeitzeugen sollten gerade Jugendliche für die Geschichte des NS-Terrors und der Shoah sensibilisiert werden. Hans Christian-Herrmann dazu: „Dieser Ansatz soll gar nicht in Frage gestellt oder kritisiert werden, vielleicht erwartete dieser Ansatz aber zu viel!“ Die Erinnerung an die Biografie der Opfer steht zunächst einmal für eine moralische Verpflichtung der Wertschätzung gegenüber den Millionen Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Mit dem Vortrag des Psychoanalytikers Alf Gerlach möchte Herrmann auch einen Brückenschlag zu den aktuellen Putin-Verbrechen in der Ukraine wie auch zu vielen anderen nach 1945 begangenen Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen wagen und die Frage stellen, wie Menschen zu Mördern werden. Männer und Frauen, die im Alltag als unbescholtene Nachbarn oder treusorgende Eltern erschienen, wurden nicht nur in der NS-Diktatur zu Sadisten und Mördern. Die Täter des Gestapo-Lagers Neue Bremm in Saarbrücken waren mehrheitlich keine SS-Schergen, sondern Männer und Frauen aus der Mitte der Gesellschaft.
Burkhard Jellonnek
Festsaal des Rathauses St. Johann in Saarbrücken, 02. Juni, 18.30 Uhr, Voranmeldung: stadtarchiv@saarbruecken.de.