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Edda Petri ist Peggy Guggenheim

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Edda Petri als Peggy Guggenheim © TreTempi, Jennifer Weyland

Am 17. September hatte das Theaterstück „Peggy Guggenheim – Woman before Glass“ des amerikanischen Erfolgsautors Lanie Robertson Premiere im Vortragssaal der modernen Galerie des Saarlandmuseums.

Edda Petri, die viele Jahre in zahlreichen Rollen am Saarländischen Staatstheater brillierte und danach mit großem Erfolg Hauptrollen in Musicals im Merziger Zeltpalast spielte, hat „Peggy Guggenheim“ ins Deutsche übertragen und verkörpert diese exzentrische, starke und selbstbewusste Frau in geradezu perfekter Manier in jeder Hinsicht überzeugend.

Das beginnt mit einem Prolog, in dem sie das auf Einlass wartende Publikum mit einem Parforce-Auftritt geradezu überfällt. Sie lässt eine temperamentvolle Schimpfkanonade über ihre nicht sichtbare Hilfskraft ab, die sie vor einer wichtigen Veranstaltung im Stich lässt, weil sie in Urlaub gehen will. Die Protagonistin hat einige Garderobestücke mitgebracht, die sie zornig auf den Boden schleudert, sie danach eines nach dem andern wieder aufhebt und die Geschichten dazu erzählt. Eigentlich habe sie ja im Jahr nie mehr als 100 Dollars für Kleider ausgegeben. Ihr Geld habe sie für den Ankauf von aktueller Kunst und zur Förderung von Künstlern ausgegeben, die Klamotten habe sie von ihren zahlreichen Liebhabern geschenkt bekommen. Mit diesem Temperamentausbruch führt sie das Publikum in ihr stürmisches Leben ein.

Nach einiger Zeit dürfen dann alle vor der Bühne Platz nehmen. Dort präsentiert sich die extravagante Lebedame in ihrem venezianischen Palazzo. Und dann beginnt die eigentliche Show, die aus ihrem Leben in den Jahren 1963 bis 68 berichtet.

Peggy Guggenheim (1898-1979) ist der Spross der aus Europa in die USA  ausgewanderten Großfamilie der Guggenheims, die über Handel und Geschäfte zu enormem Reichtum gekommen ist. Ihr Vater, so Peggy, sei der einzige Gentleman unter diesen magnatischen Brüdern gewesen, der nur Millionär, „der arme Verwandte in der Familie“ – unter lauter Billionären gewesen sei. Jedenfalls war sie reich genug, um als enfant terrible gegen die Familie rebellierend in Paris, wo sie, wie sie freimütig und in allen Einzelheiten erzählt, ein äußerst freizügiges, ja ausschweifendes Leben führte und ihren Leidenschaften frönte. Sie kaufte zeitgenössische Kunstwerke und pflegte enge Beziehungen zur Kunstbohème in der französischen Metropole. Ihre beiden Ehen halten nicht lange: die erste in den USA, aus der ihr Sohn Sindbad und ihre Tochter Pegueen hervorgegangen sind, und die zweite in Paris mit dem berühmten Künstler Max Ernst.

Edda Petri gelingt es grandios, diese komplexe und aufregende Persönlichkeit mit schier unglaublichem Einfühlungsvermögen in allen Höhen und Tiefen ihrer Leidenschaften und Ausschweifungen höchst lebendig, eindrucksvoll und überzeugend darzustellen. Das gilt für die euphorischen Berichte über ihre amourösen Rendez-vous und ihre intimen Beziehungen mit zahlreichen bekannten Künstlern und Literaten der klassischen Moderne. Aber auch Phasen tiefer Erschütterung über die Krankheit und den Selbstmord ihrer als Künstlerin dilettierenden Tochter setzt sie authentisch und sehr anrührend in Szene.

Der luxemburgische Regisseur Claude Mangen hat in der aufs Wesentliche reduzierten Inszenierung mit perfekter Lichtführung eine ideale Bühne für das faszinierende Kammerspiel geschaffen, das Edda Petry in passenden Garderoben von Uli Kremer faszinierend gestaltet. Das Bühnenbild von Florian Penner, als Mitglied der Performance-Gruppe „Die Redner“ bestens bekannt, bietet mit schräg aufgestellten geometrischen Formen als Projektionsflächen eine phantasieanregende Kulisse für die Videoinstallationen, die den Vortrag der Schauspielerin einfühlsam und stimmig illustrieren.

Insgesamt ein großes Theatererlebnis, das vom Publikum im ausverkauften Haus zu Recht mit großem, lang anhaltendem Beifall bedacht wird.

Kurt Bohr

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