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Nackt im Museum

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Bild: „Me, a Lurker“ (2020) von Jenna Gribbon © Privatsammlung, Deutschland

Müssen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen? Diese provozierende Frage stellten die Guerilla Girls, eine Gruppe US-amerikanischer Kunstaktivistinnen, vor einigen Jahren. Wieviel Gendergerechtigkeit es vor und hinter den Kulissen der Museen und des Kunstmarktes gibt, ist ein mittlerweile viel diskutiertes Thema. Was die Darstellung nackter Frauenkörper über Werte, Ansichten und Lebenseinstellung in einer Gesellschaft aussagt, ein anderes. Mit der Ausstellung „Frauenkörper“ greift Dagmar Hirschfelder, Leiterin der Abteilung Gemälde und Grafik am Kurpfälzischen Museum und von 2022 an Chefin der Berliner Gemäldegalerie, ein spannungsgeladenes Sujet auf und buchstabiert es systematisch durch – von den Schönheitsidealen der Renaissance bis zu den grellen Standpunkten der Netzkünstlerinnen und -künstler von heute, von Albrecht Dürers revolutionären Aktzeichnungen bis zu Cindy Shermans feministischem Ansatz.

Die Schau beleuchtet sowohl Männerphantasien von androgynen Schönheiten und fülligen Barockfiguren als auch identitätsbezogene Positionen von weiblichen Künstlerinnen. Unter ihnen finden sich unter anderem Käthe Kollwitz und ihre sehr empathische Kunst, die Körperbewusstseinsbilder von Maria Lassnig, die sich ungeschönt selbst darstellt, Cindy Shermans Dekonstruktionen von Settings aus Porno- und Filmindustrie und die pink und rosé schillernde Mädchenwelt, die Instagram-Aktivistin und Fotomodell Arvida Byström aus Schweden bei ihren Tabubrüchen zerlegt.

Ein Ziel der Kuratorin ist es, in diesem über 500 Jahre Kunstgeschichte überspannenden Bogen darauf aufmerksam zu machen, wie die zeitgenössische Kunst Bildtraditionen aufgreift, neue Wege geht und ironisiert. „Ich möchte darstellen, wie die heutige Kunst, auch die in den neuen Medien, geprägt ist von den Sehweisen in der Renaissance und im Barock. Dabei wird auf Kontinuitäten aber auch Brüche hingewiesen“, sagt Hirschfelder. Auf ikonografische Muster spielt zum Beispiel das Gemälde „Me, a Lurker“ (2020) an. Die US-amerikanische Malerin Jenna Gribbon zeigt darauf drei Frauen beim entspannten Nacktbaden auf einer Wiese, eine von ihnen fotografiert. Einerseits erinnert die Szene an die Impressionisten und ihre unverkrampften Aktdarstellungen im Freien, anderseits bezeichnet „Lurker“ in der Netzsprache einen Internet-Spanner. Solche Ambivalenzen will Hirschfelder in sechs Themenschwerpunkten herauskristallisieren. Sie reichen von Körperidealen über den männlichen Blick und die weibliche Identität bis hin zum verletzten Körper und aktuellen Debatten.

 

Astrid Möslinger im OPUS Kulturmagazin Nr. 87 (Sept. / Okt. 2021)

25.10. bis 20.2.22

museum-heidelberg.de

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