
Die Saarländische Galerie zeigt in Kooperation mit dem Ministerium der deutschsprachigen Gemeinschaft von Ostbelgien Arbeiten/Installationen von Didier Scheuren. Die Ausstellung widmet sich „(dem) stillen Übergang, der Schwelle zwischen dem, was war, und dem, was sich erst formt.“ „Manchmal geschieht das Weitergehen leise. Nicht als Schritt nach vorn, nicht als Entschluss, sondern als kaum wahrnehmbares Weiteratmen. Etwas bewegt sich, ohne dass wir es antreiben. In diesem Übergang steht die Stille nicht für Leere, sondern für Fülle. Sie ist kein Rückzug, sondern ein Raum der Wahrnehmung. In ihr dürfen Dinge auftauchen, die sonst vom Geräusch des Alltags übertönt werden: das leise Flimmern eines Gedankens, ein Nachbild, eine Erinnerung, ein kaum fühlbares Ziehen. Das Innehalten wird zur Geste. Es ist das bewusste Nicht-Tun, das Lauschen, das Offenhalten. Die gezeigten Arbeiten entstehen aus diesem Zustand: aus Momenten der Sammlung, des Nachklangs, aus dem Wiederaufgreifen bereits Geschaffenen. Zeichnungen, Fotografien, Objekte, Installationen – Spuren vergangener Ausstellungen, neu zusammengesetzt, anders gelesen. Wie Fragmente eines Gesprächs, das weitergeführt wird, obwohl niemand genau weiß, wo es begonnen hat.
In diesem Prozess geht es auch um das Aushalten. Darum, Unklarheit und Übergänge nicht vorschnell zu ordnen, sondern sie zu begleiten – sanft, aufmerksam, spielerisch. Es ist ein Sortieren ohne Zwang, ein Möglichmachen ohne Zielvorgabe. Die Materialien werden nicht beherrscht, sondern eingeladen: sich zu zeigen, sich neu zu verbinden, sich gegenseitig Raum zu geben. So entsteht ein stilles Arrangieren, ein zartes Erkunden, das die Schwere des Müssens ablegt und Platz macht für ein anderes Tempo – das Tempo der Dinge selbst.
„Denn es geht weiter“ – dieser Satz trägt keine Dringlichkeit, kein Ziel, keine Richtung. Er beschreibt einen inneren Prozess. Das Weitergehen geschieht nicht gegen die Stille, sondern aus ihr heraus. Vielleicht ist genau das die eigentliche Bewegung: stehen bleiben, hören, fühlen, was da ist – und darin das Unausweichliche spüren, das uns wieder in Gang bringt. Denn es geht weiter – nicht weil wir müssen, sondern weil das Leben selbst sich fortsetzt, in uns, mit uns, trotz allem.“ (Didier Scheuren)
Didier Scheuren, geboren 1977, ist ein multidisziplinärer Künstler und Ingenieur. Seine Arbeiten schaffen eine Verbindung zwischen Kunst, Wissenschaft und Alltag. Mit einem ausgeprägten Gespür für die Schnittstelle zwischen kollektiver Erfahrung und Intuition transformiert er alltägliche Momente in poetische Erlebnisse. Als Initiator des „Mandelkern Protokolls“ entwickelt er ein Spektrum an künstlerischen Ausdrucksformen, von filigranen Zeichnungen bis hin zu ortsspezifischen Installationen. Seine Werke laden die Betrachter und Betrachterinnen ein, Schönheit und Bedeutung in scheinbar unbedeutenden Momenten zu entdecken.
Eröffnung: 20. November 2025, 19:00 Uhr
Ausstellung: 21.11. – 19.12. 2025
Foto: Schlauchboot, 2025, Kohlezeichnung, 29,7, x 21,0 cm, © D. Scheuren


