Buchcover zu „Die Honigbienen © Ingo Arndt
Es kann einem eiskalt den Rücken herunterlaufen, wenn man liest, dass Wespen Bienenjäger sind, diese abstechen und zerstückeln, um die Leichenteile in ihr Nest zu bringen. All das erfährt der Leser, und auch, dass Bienen selbst nicht ohne sind. Gemeinsam können sie durchaus sogar einer Hornisse den Garaus machen. Sie hüllen den natürlichen Feind rasch in Bienenkörper ein, erhöhen die eigene Körpertemperatur und bringen den Feind sozusagen durch Überhitzung und Sauerstoffmangel zur Strecke.
Wie leben sie? Was macht sie so erfolgreich? Verhaltensforscher, Sozialbiologe und Bienenexperte Jürgen Tautz, der als Professor an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Bienenprojekte wie HOBOS und we4bee leitet, berührt seine Leser mit bisher unbekannten Details von den Verhaltensweisen der Wildbienen. Dabei nimmt der Experte ganz unterschiedliche Aspekte ins Visier: die raffinierte Klimatisierung des Bienenstocks, die interne Kommunikation der Bienen, ihre Parasiten, aber auch die Zeidlerei und die Einschätzung des Autors, dass die Biene eigentlich ein Waldinsekt sei.
Mit emotionaler Wucht und doch wissenschaftlich fundiert bieten die Autoren Einblicke in das geheime Leben der Honigbienen. Unvorstellbar, dass ein Bienenleben, das sich oft im Dunkel von ehemaligen Spechthöhlen abspielt, fotografisch zu dokumentieren geht. Ingo Arndt, dessen Fotos in Magazinen wie National Geographic, Geo oder Stern erscheinen, betrat selbst Neuland, als er das Leben der wild lebenden Honigbienen dokumentierte. Es ist ihm genial gelungen.
Christiane Magin im OPUS Kulturmagazin Nr. 79 (Mai/Juni 2020) in der Rubrik Literatur
Ingo Arndt, Jürgen Tautz: Honigbienen – Geheimnisvolle Waldbewohner, gebunden, 192 Seiten, Knesebeck-Verlag.