Über dreißig Jahre lang galt der Handelshof in Alt-Saarbrücken als kulinarische Institution, ehe die Ära Kuntze im Jahre 2013 endete. Nach einem Besitzerwechsel sowie einem mehr als zweijährigen Leerstand wurde das Traditionshaus im August letzten Jahres durch die beiden Junggastronomen Marcus Wend und Muhammad Seer wiederbelebt. Seither weht frischer Wind durch die alten Gemäuer, das im Jahr 1750 erbaute Stengelsche Barockgebäude wurde umfassend renoviert, bis zu 86 Gäste finden heute im Handelshof Platz. Hohe Decken, ein restaurierter Fischgrät-Parkettboden sowie passende Beleuchtung schaffen ein ganz besonderes und einladendes Flair.
Die von Marcus Wend geleitete Küche steht für gehobene, aber bezahlbare Gerichte im französischen Stil, die mit einem modernen Touch versehen wurden – und somit auch ein jüngeres Klientel ansprechen sollen. Wend selbst hat sich in den letzten Jahren auch auf die fleischfreie Küche spezialisiert, Veganer:innen und Vegetarier:innen kommen im Handelshof somit vollends auf ihre Kosten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das wöchentlich wechselnde, dreigängige Mittagsmenü auch in vegetarischer Form angeboten wird. Den ganzen Tag über werden frisch zubereitete à la Carte-Gerichte kredenzt, zudem werden ab 18:00 Uhr drei- bis fünfgängige Menüvariationen angeboten. Selbst wenn nicht vor Ort gespeist wird, lädt der Handelshof mit seiner kreativen Getränkekarte mit einigen Eigenkreationen zum Verweilen an der Bar ein.
„Wir sind uns des großen Erbes des traditionsbehafteten Gebäudes bewusst. Deshalb hatten wir von Anfang an einen hohen Qualitätsanspruch, was uns veranlasst hat, die Kapazität zunächst niedrig zu halten, um diesem gerecht zu werden“, so Seer. Heute haben sich die Prozesse etabliert und es hat sich ein eingespieltes Team gefunden, sodass mittlerweile deutlich mehr Gäste empfangen werden können. Die Verjüngungskur tat dem Handelshof sehr gut, Saarbrücken wurde um ein bodenständiges, aber kulinarisch wertvolles Konzept bereichert.
Steffen Telch im OPUS Kulturmagazin Nr. 90 (März/April 2022)